
Regie: Nicholas Ray
Zwei Todfeindinnen...
Ein Jahr vor seinem bekanntesten Film "denn sie wissen nicht, was sie
tun" drehte Hollywood Regisseur Nicholas Ray mit "Johnny Guitar" einen
der ungewöhnlichsten Western der Filmgeschichte. Ungewöhnlich schon
alleine deshalb, weil die beiden Hauptfiguren Frauen sind und noch dazu
eine tiefe Feindschaft pflegen. Somit wird auch der klassische Showdown
des Western - das Duell mit Waffen - von den beiden Frauen ausgefochten.
Nach den Intentionen der Drehbuchautoren Philipp Yordan, Ben Maddow und
Nicholas Ray war "Johnny Guitar" ein politischer Film und eine
Abrechnung mit dem McCarthyismus seiner Zeit. Kurioserweise tritt mit
Ward Bond - Hollywoods Vorzeigefaschist - als einer der Henkersführer
John McIvers auf und folgt der Besessenheit seiner Bekannten Emma Small,
grandios gespielt von Mercedes McCambridge, fast bis zum bitteren Ende.
"Johnny Guitar" ist auch ein Film über den Konflikt des traditionellen
Geldes in der Gestalt von Banken und vor allem der alteingessenen
Großbundbesitzer gegen die Invasion neuer Ideen und
Verdienstmöglichkeiten. Die Heldin Vienna (Joan Crawford) hat mit ihrem
neu eröffneten Spielcasino zukünftig sehr gute Karten. Denn der
Eisenbahnbau wird sehr viele Menschen in dieses bald sehr attraktive
wirtschaftliche Gebiet locken. Ein Schock für die Viehzüchter und
Großgrundbesitzer, denn sie fürchten sich vor Einwanderung und dass ihre
Vorherrschaft zu Ende gehen wird. Damit hat sich Vienna vor allem bei
John McIvers und der jungfräulichen Emma Small unbeliebt gemacht. Als
bei einem Bankraub der Bruder von Emma von den Banditen ermordet wird,
spitzt sich die Lage zu. Denn die Bürger verdächtigen Viennas Liebhaber
Dancin Kid (Scott Brady), den auch Emma Small heimlich begehrt.
Gemeinsam mit seinen Kumpels Bart Lonergan (Ernest Borginne), dem jungen
Turkey Ralston (Ben Cooper) und Corey (Royal Dano) soll er von der
aufgebrachten Bürgerwehr festgenommen werden. Doch das Quartett befindet
sich in den Bergen und ist unschuldig. Emma hält Vienna für eine
Komplizin, doch noch hat sie mit ihren Behauptungen nicht den
gewünschten Erfolg. Vienna hat einen gewissen Johnny Guitar (Sterling
Hayden) als Musiker engagiert, der in diesen schwierigen Zeiten im
Saloon eintrifft. Tatsächlich ist dieser Johnny der ehemalige
gefürchtete Revolverheld Johnny Logan, der die Waffe nicht wieder
anrühren möchte und Viennas große Liebe war. Dann beschließen Dancin Kid
und seine Freunde tatsächlich eine Bank auszurauben, weil man ihnen
eine Frist von 24 Stunden gab um die Gegend für immer zu verlassen.
Zufällig ist Vienna auch in der Bank, als der Überfall gemacht wird. Die
Todfeindin Emma organisiert daraufhin einen fiesen Lynchmob...


Denn die beiden Hauptdarsteller sind zwei sich hassende Frauen und
sowohl Joan Crawford als auch die heute in Vergessenheit geratene
Mercedes McCambridge (Oscar für "Der Mann, der herrschen wollte" laufen
zur Höchstform auf. Damals war McCambridge eine der angesehensten
Nebendarstellerinnen Hollywoods, Orson Welles hielt sie sogar für die
grösste amerikanische Schauspielerin uberhaupt.
In dem Szenario des Hasses und einer knisternden Erotik und Konkurrenz
dieser beiden Frauen, mischen viele schwache Männer und ein
Ex-Revolverheld mit.
Der Film beginnt düster und bleibt auch die ganze Zeit so bis zum Finale.
Nicolas Ray war sicherlich dafür prädestiniert, das Westerngenre zu sprengen und dem alten Schema ganz neue Impulse zu geben.
Französische Filmkritiker haben vor einigen Jahren "Johnny Guitar" nach
"Rio Bravo" zum zweitbesten Western aller Zeiten gewählt.
Ich schliesse mich dieser guten Einschätzung an. Ich würde ihn auch in
die ewige TopTen aller Western wählen. Insgesamt ist "Johnny Guitar"
nicht frei von einer gewissen Künstlichkeit - aber seine Faszination hat
der Film bis heute erhalten. Dies waren natürlich beste Voraussetzungen
dafür zu einem der bekanntesten Kultfilme überhaupt aufzusteigen.
Ein Juwel ist dieser Film "Johnny Guitar" und sicherlich einer der ungewöhnlichsten Western, die je gedreht wurden.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.