Dienstag, 30. November 2021

Der schwarze Sergeant (Sergeant Rutledge)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie. John Ford

Mit einem Fuß in der Hölle...

1956 war Meisterregisseur auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit "Der schwarze Falke" schuf er in diesem Jahr sein größtes Meisterwerk. Dennoch blieb er auch in den folgenden Jahren dem Western treu, aber diese spätere Phase nahm er relativ locker und versah manche seiner Arbeiten nicht immer mit der Ernstaftigkeit, was besonders auf "Zwei ritten zusammen" und "Der schwarze Sergeant" zutraf. In "Zwei ritten zusammen" nahm er ein ähnliches Thema wie beim Schwarzen Falken, aber er ging die Sache recht entspannt an und zeigte dem Publikum zwei gut aufgelegte Stars (Widmark und Stewart), die sich auf ihrer Suche viel Zeit lassen und eine Menge Westernlatein von sich geben. Parallel zum Aufbruch der US-Bürgerrechtsbewegung präsentierte er dann mit "Der schwarze Sergeant" (Original: Sergeant Rutledge/Deutscher Alternativtitel: Mit einem Fuß in der Hölle) seinen ersten afroamerikanischen Titelhelden, der in einer Militärgerichtsverhandlung zur Projektionsfläche rassistischer Vorstellungen der Weißen gemacht wird. Hört sich sehr dramatisch an und das ist es auch, aber Ford würzt das Ganze mit einigen humorvollen Einlagen durch den Richter Colonel Otis Fosgate (Willis Bouchey) und dessen etwas vertrottelten Ehefrau Cordelia (Billie Burke), die als wichtige Zeugin in diesem Fall vernommen werden soll. Und da sich selbst als sehr wichtig sieht, hat sie auch gleich ihre ebenso betagten Freundinnen vom Kaffeekränzchen mit in den Gerichtssaal eingeladen. Angeklagt ist der schwarze Kavallerie Sergeant Braxton Rutledge (Woody Stroode, weltbekannt durch "Spiel mir das Lied vom Tod") steht wegen Vergewaltigung und Ermordung eines weißen Mädchens (Toby Michaels) vor Gereicht. Dabei hatten die Bürger sich schon immer gewundert, warum Lucy Dabney so oft mit dem schwarzen Mann zusammen war.  Auch im Laden von Chandler Hubble (Fred Libby) unterhielt sich das Mädchen unbefangen mit ihm, dabei war Hubbles Sohn Chris (Ed Shaw) auch an der etwa gleichaltrigen Lucy interessiert. Diese Rückblende wird aber von John Ford erst viel später gezeigt. Nach der Eröffnung der Gerichtsverhandlung wird die junge Mary Beecher (Constanze Towers) von Rutledges Verteidiger Lieutenant Tom Cantrell (Jeffrey Hunter) aufgerufen und sie beschreibt wie sie am selben Abend im Zug Cantrell kennengelernt hatte, dass beide während der Zugfahrt miteinander geflirtet hatten und sie dann an der Spindle Station ausstieg, wo ihr Vater sie abholen wollte. Doch seltsamerweise ist der kleine Bahnhof leer, der Stationsvorsteher ist nicht aufzufinden. Der Zug fährt weiter und lässt die junge Frau alleine in der Dunkelheit zurück. Nebel senkt sich und sehr schnell wirkt dieser Platz recht gespenstisch. Als Mary ins Haus geht und das Nebenzimmer betritt, entdeckt sie die Leiche des Mannes. Durchbohrt von einem Indianerpfell. Sie rennt panisch nach draussen, wo sie auf Sergeant Rutledge trifft, der ihr den Mund zuhält, dass sie nicht schreien kann und ihr erklärt, dass die Indianer noch am Tatort sind. Er rettet der Frau das Leben, ist aber verletzt und erst am anderen Morgen wird klar, dass die Kugel nicht von den Rothäuten stammt, sondern von seiner Flucht aus dem Fort. Er wird von Cantrell verhaftet und des Mordes bezichtigt...

Wenn man einige Logiklöcher übersieht, dann hat "Der schwarze Sergeant" in manchen Szenen großartige Qualitäten. So ist die nächtliche Szene an der Spindle Station wahrhaft grandios gelungen und auch in einer weiteren Kampf-Sequenz zwischen Kavallerie und kriegerischen Apachen ist Ford in seinen besten Element. Er inszenierte auch Woody Stroode wie einen überlebensgroßen Helden, man sieht ihn den Berg herunterschreiten wie John Wayne in seinem heroischsten Szenen. Dies ist an manchen Szenen fast ein bisschen zu sehr aufgesetzt, dieses Loblied auf den Büffelsoldaten, der nur wegen seiner Hautfarbe in diese Situation gerät. Auch der Plot wirkt dann etwas sonderbar, aber gerade deshalb ist "Der schwarze Sergeant" ein Western mit einer großen individuellen Note. Man wird sich noch lange - gerade aufgrund der Eigentumlichkeiten - an ihn erinnern können. Jeffrey Hunter macht seine Sache wie immer prima, ihm zur Seite stand Constance Towers, die nach "Der letzte Befehl" bereits zum zweiten Mal von Ford als "leading Lady" eingesetzt wurde. Natürlich gibts auch wieder imposante Aufnahmen vom Monument Valley.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

 

Zwei rechnen ab (Gunfight at the O.K. Corral)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Sturges

Die Schießerei am O.K. Corral...

"Zwei rechnen ab" aus dem Jahr 1957 ist sicherlich John Sturges zweitpopulärster Western nach "Die glorreichen Sieben". Der toll fotografierte Farbfilm in Technicolor und Vistavision (Kamera: Charles Lang) fängt bereits stimmungsvoll mit einem von Dimitri Tiomkin geschriebenen atmosphärisch perfekt passenden Filmsong "Gunfight at O.K.Corral" gesungen von Frankie Laine an. Mit dieser Eingangssequenz erinnert der Film auch an den großen Klassiker "High Noon" von Fred Zinnemann, der ebenfalls im Filmsong bereits die nachfolgende Story aufgrieift. Im Original heißt der Film auch "Gunfight at the O.K. Corral" und reiht sich somit ein in die vielen Western um die Legende Wyatt Earp und Doc Holliday. Aufgrund der Starbesetzung Burt Lancaster und Kirk Douglas wurde der Film zum großen Kassenhit und spielte damals 11 Millionen Dollar ein. Das legendäre Duelll ließ den Regisseur nicht los, denn 10 Jahre später drehte er mit "Die fünf Geächteten" einen weiteren Film zu diesem Thema, diesmal mit James Garner und Jason Robards. In einer der ersten Szenen lernt der Zuschauer die beiden Helden bereits kennen. Schauplatz ist die Texasstadt Fort Griffin. Dort lebt vorübergehend der Revolvermann und Glücksspieler Doc Holliday (Kirk Douglas), ein ehemaliger Zahnarzt mit seiner Geliebten Kate Fisher (Jo van Fleet). Hier taucht auch Ed Bailey (Lee van Cleef) auf, der der Mörder seines Bruders rächen will. Dabei erschoß Doc den Mann in Notwehr. Zur gleichen Zeit kommt auch der bekannte Marshall Wyatt Earp (Burt Lancaster) in die Stadt. Er denkt, dass Doc Holliday einige Informationen üer Ike Clanton (Lyle Bettger) und Johnny Ringo (John Ireland) geben könnte. Doch er ist beim ersten Treffen mit den exzentrischen Zahnarzt nicht erfolgreich, stattdessen gibt er dem aber den entscheidenden Hinweis für das erfolgreiche Duell mit Ed Bailey, das wenig später im Saloon der Stadt stattfindet. Die aufgebrachte Menge versucht Doc zu lynchen und wieder ist es Wyatt Earp, der den Mann vor dem Tod rettet. Sie werden sich wieder begegnen. Inzwischen ist Wyatt Marshall in Dodge City und verliebt sich in Laura Denbow (Rhonda Fleming) Eines Tages erreicht ihn aus Arizona der Hilferuf seiner Brüder James (Martin Milner), Virgil (John Hudson) und Morgan (de Forrest Kelley), die in einen Konflikt mit der rivalisierenden Clayton Bande geraten sind. Obwohl seine Frau ihn darum bittet den Konflikt zu vermeiden, geht Wyatt nach Tombstone, um seinen Brüdern beizustehenden. An seiner Seite steht sein Freund Doc Holliday. Der Streit der beiden Parteiene findet seinen blutigen Höhepunkt in der legendären Schießerei am O.K. Corral, bei dem die Claytons den Tod finden..


.als junger Bruder von Ike Clanton ist Dennis Hopper in einer seiner ersten Rollen zu sehen. Interessanterweise ist der Film trotz der Bekanntheit seiner Geschichte nie langweilig und kann immer wieder eine gute Spannung aufbauen. Dies gelingt vor allem durch die durchweg guten Darstellerleistungen, allerdings überstrahlt Kirk Douglas mit seiner Galavorstellung als Doc Holliday den Rest des gut aufgelegten Ensembles. Die Kameraarbeit begleitet diesen klassischen Western, der sich in jeder Sekunde auf seine gekonnte traditionelle Machart verlässt. Die Kamera schaut ruhig zu, wenn die Männer entschlossen zum Ort der Schießerei gehen. Alles ist perfekt durch choreografiert und der Showdown gestaltet sich dramatisch und ohne Gnade. Burt Lancaster als Wyatt zögert gar, den auf ihn zielenden Billy zu töten. Doch sein Freund erinnert ihn daran, dass im Duell das Zögern keinen Sinn macht. Um zu überleben braucht es diese Gnadenlosigkeit. Der Film erhielt - was für einen Western eher selten ist - zwei Oscarnominierungen für den besten Schnitt und den besten Ton.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Chuka (Chuka)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Gordon Douglas

Alleingang am Fort Glendannon...

40 Jahre lang drehte Hollywood Regisseur Gordon Douglas Filme, er war zuhause in diversen Genres und galt bei den Produzenten als verlässlicher und solider Regisseur, der auch die Qualität nicht ausser Acht ließ. Einige seiner Filme sind sogar zu echten Klassikern geworden. Am bekanntesten ist vielleicht der Monsterfilm "Formicula" aus dem Jahr 1954, in dem gezeigt wird, dass Ameisen durch Atömversuche in der Wüste auf Monstergröße mutieren können und somit zur echten Gefahr für die Menschen werden. Sein bester Western ist wahrscheinlich der 1964 inszenierte "Rio Conchos" - aber auch "Barquero" (1970), "Im Höllentempo nach Fort Dobbs" (1958) oder "Man nannte ihn Kelly" (1959) zählen zu den Klassikern des Western.  Dabei ist der 1966 realsierte Western "Chuka" leider etwas in Vergessenheit geraten, was eigentlich sehr bedauerlich ist. Denn mit Rod Taylor und John Mills tauchen zwei Schauspieler in den Hauptrollen auf, die man ansonsten mit dem Genre nicht in Verbindung bringt. Rod Taylor hat sich sogar an der Produktion beteiligt und spielt den Tramp und Pistolero Chuka.
Der Film erinnert sehr stark an einen früheren Film von Gordon Douglas, man könnte beinahe von einem Remake des 1951 gedrehten "Bis zum letzten Atemzug" ausgehen. "Chuka", der auch unter dem Titel "Alleingang am Fort Clendannon" bekannt ist, setzt natürlich auch ein bisschen auf die Härte des Italo Western, der in den 60ern seine Blütezeit hatte und am Ende wird es in der Geschichte auch nur wenige Menschen geben, die den Überfall der Indianer auf das Fort überleben.
Der Film spielt im Jahr 1876. In der ersten Szene trifft Chuka (Rod Taylor) in einem winterlichen Gebiet auf hungernde Arapaho Indianer, die gerade einen ihrer verstorbenen Stammesbrüder begraben müssen. Der Revolverheld setzt sich zu den Indianern und schenkt ihnen ein Stück Fleisch. Diese Geste rettet ihm vermutlich am anderen Tag das Leben, als er auf eine Postkutsche trifft, die in Not geraten ist. In der Kutsche befindet sich Helena Chavez (Angela Dorian alias Victoria Vetri), die mit ihrer Tante Senora Veronica Kleitz (Lucianna Paluzzi) auf dem Weg zu Helenas zukünftigen Mann ist. Die schöne Helena soll gegen ihren Wunsch mit einem einflussreichen Mann vermählt werden. Als die beiden Frauen aussteigen, bemerkt der Zuschauer, dass sich Chuka und Veronica von früher kennen müssen. Dann ist die Reisegruppe auch schon von Indianern auf dem Kriegspfad umzingelt. Als der Häuptling Hanu (Marco Lopez) den Mann erkennt, der ihm Nahrung angeboten hat, verschont er die Reisegruppe. Im Fort angekommen wird Chuka von dem dort stationierten Colonel Stuart Valois (John Mills) und dessen rechter Hand Sergeant Hansback (Ernest Borgnine) misstrauisch beobachtet. Es herrschen raue Sitten im Fort, bei der Ankunft wird ein junger Mann (Michael Cole) gerade ausgepeitscht, auch sonst scheinen die Soldaten des Forts alle wegen irgendwelchen Vergehen oder Verfehlungen dort strafversetzt zu sein. Der erfahrene Major Benson (Louis Hayward) hat auch eine indianische Geliebte (Herlinda del Carmen) in seiner Unterkunft versteckt. Chukas alte Liebe zu Veronica wird wieder wach. Als der Scout Lou Trent (James Whitmore) Hilfe holen soll, fälllt er in die Hände der Indianer und wird gefoltert. Chuka gelingt es den Mann zu befreien und wieder ins Fort zu bringen. Dort muss man sich aber nun auf den Angriff des Stammes vorbereiten...

Und dieser endet dann tödlich und blutig. Chuka selbst wird durch einen Speerwurf schwer verletzt. Auch in der letzten Szene gibt es eine Auge um Auge Begegnung zwischen dem Pistolero und dem Indianerhäuptling, der ihn ein weiteres Mal verschont. Veronica stirbt durch einen tödlichen Pfeil, genauso wie Hansback, Valois und Trent. Lediglich Helena überlebt das Massaker. Am Ende sieht man einen einzelnen Grabhügel innerhalb des Forts. Der Film lässt offen, ob dies das Grab von Chuka ist, beerdigt durch Helena. Es könnte aber auch sein, dass Chuka seine große Liebe Veronica dort bestattet hat und zusammen mit Helena das Fort verlassen konnte. Gordon Douglas gelang mit "Chuka" ein kompromissloser Westernbeitrag, der sich auch kritisch mit der Haltung der Armee auseinandersetzt. Durch Hunger waren die Indianer gezwungen auf Kriegspfad zu gehen, man hätte das Blutbad sicherlich verhindern können.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

 

Die Dame und der Killer (Heller in Pink Tights)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: George Cukor

Von Cheyenne nach Bonanza...

George Cukor befand sich mit dem Western "Die Dame und der Killer" von 1960 auf einem für ihn höchst ungewohnten Terrain. Seine Vorliebe galt den (Screwball)Komödien, opulenten Ausstattungsfilmen, Musicals oder verfilmten Bühnenstücken. Immerhin entstand "Die Dame und der Killer" (Orginal: Heller in Pink Tights) nach dem  Bestseller des Westernautors Louis L`Amour und ist darüberhinaus auch eine temporeiche Komödie um eine fahrende Schauspielertruppe, die um 1880 mit ihren beiden Kutschen durch den Wilden Westen tingelt. Ultimatives Zugpferd von Tom Healys (Anthony Quinn) Schauspieltruppe ist die äusserst attraktive Angela Rossini (Sophia Loren). Ausserdem gehören das Mutter/Tochter Gespann Mrs. Lorna Hathaway (Eileen Heckart) und Della Southby (Margaret O´Brien) sowie Doc Montague (Edmund Lowe) zum Schauspiel-Ensemble. Die Künstler legen sich nicht nur bei ihren illustren Auftritten ins Zeug, sondern haben auch immer wieder Auseinandersetzungen mit aufgebrachten Bürgern, wütenden Gläubigern und misstrauischen Sheriffs. Mit anderen Worten: Die Wanderbühne von Tom Healy steht immer am Rande des Ruins. In Cheyenne ist die nächste Vorstellung. Natürlich findet die schöne Angela mit ihren lasziven Verführungskünsten schnell gleich zwei neue Verehrer: Sam Pierce (George Matthews), der führende Theater- und Hotelchef. Ausserdem ein gewisser Clint Mabry (Steve Forrest), ein Revolverheld, der gerade zwei Männer im Duell erschossen hat. Und auch ein dritter Mann hat Angst vor dem Mann mit dem schnellen Colt. Dieser vermutet, dass Mabry der Auftragskiller des Geschäftsmannes De Leon (Roman Novarro) ist. Mit ihrem Stück "La Belle Helene" kommt die Truppe beim Publikum nicht an, daher mus Healy umdisponieren. Ersatzstück ist "Mazeppa" - bei dem Angela nackt an ein Pferd gebunden über die Bühne galoppiert. Das kommt beim Westernvolk klar besser an und wird ein Riesenerfolg. Leider erscheint ein Gläubiger und so sind die Schauspieler wieder ohne Geld. Angela wagt ein Pokerspiel, bei dem sie ihren Körper als Pfand einsetzt und verliert gegen Mabry. Bei der Flucht aus der Stadt, die unausweichlich ist, hilft der Revolverheld der Truppe. Er will natürlich den verlockenden Wetteinsatz von Angela noch kassieren. Doch die nächste Gefahr droht mit einem umherziehenden Indianerstamm...

Cukors Film bietet einen sehr extravaganten und auch äusserst interessanten Blick auf den Wilden Westen. Tatsächlich zählen diese Wanderbühnen aus dme Osten zu den Hauptstützen der Unterhaltungsindustrie des Westens - aber sie sind im Genre kaum erwähnt worden. Eine der herausrangenden Szenen des Films ist der Überfall der Indianer auf die schon verlassenen Planwagen der Schauspieler, die leider ihren ganzen Fundus an historischen Kostümen zurücklassen mussten. Diese farbigen Kostüme, Masken werden von den Rothäuten entdeckt, die sich gleich fasziniert der Kleideranprobe hingeben. So erscheint der Wilde Westen in einem ganz besonderen Licht. Highlight ist natürlich Sophia Loren in der Rolle dieser Angela Rossini - sie entfaltet sich als geballte italienische Erotik und spielt sämtliche Facetten einer weiblichen Durchtriebenheit aus. Natürlich missfällt dies ihrem Mentor und Liebhaber Tom Healy, der sie irgendwo einseitig liebt. Aber auch sie hat starke Gefühle für ihn, dennoch siegt oft ihre unbezähmbare Lust sich zu nehmen, was sie begehrt. Und hier kommt dann als Rivale dieser gefährliche Revolverheld ins Spiel. Insgesamt eine sehr unterschätzte Perle des Genres.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Der letzte Wagen (The Last Wagon)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Delmer Daves

Comanche-Todd...

In den Jahren 1956 bis 1959 drehte Regisseur Delmer Daves (Die schwarze Natter, Der gebrochene Pfeil) insgesamt sechs Western: "Der Mann ohne Furcht", "Der letzte Wagen", "Cowboy", "Zähl bis drei und bete", "Geraubtes Gold" und "Der Galgenbaum". Alle sechs sind gute Beispiele für das Können des Regisseurs, mein Favorit ist wohl der 1956 gedrehte "Der letzte Wagen", der in De Luxe Color und Cinemascope gedreht wurde und optisch noch heute ein Wucht ist. Ausserdem ist die Geschichte spannend, hat Charme und präsentierte neben dem Topstar Richard Widmark eine ganze Reihe von jungen und unverbrauchten Filmgesichtern.
"Der letzte Wagen" kostete ca. 1,5 Millionen Dollar und spielte in den USA gleich viel in die Kasse. Er lief aber im Rest der Welt auch gut, was die Produzenten sicherlich sehr erfreute.
Ein Mann auf der Flucht, gejagt und gehetzt. Es ist ein gewisser Comanche Todd (Richard Widmark), der seit seinem 8. Lebensjahr bei den Komanchen lebte und nun von der Gebrüdern Harper gejagt wird. Diese Hatz geht auf Leben und Tod und zwei der Harper Brüder werden von den Verfolgten getötet. Nur einer, Sheriff Bull Harper (George Matthews) kann ihn schließlich verhaften. Der Sheriff beschuldigt Commanche Todd des Mordes an seinen Brüdern. Jäger und Gefangener schließen sich einer Karawane von Siedlern an, der von Colonel Normand (Douglas Kennedy) geführt wird. Unter den Reisenden ist auch die hübsche Jenny (Felicia Farr) mit ihrem jüngeren Bruder Billy (Tommy Rettig), Normands Töchter Jodie (Susan Kohner) und Valinda (Stephanie Griffin), der hitzköpfige Ridge (Nick Adams) und der ruhige Clint (Ray Stricklyn), der mit seiner Mutter und der kleinen Schwester reist.
Der Sheriff behandelt seinen Gefangenen sehr unmenschlich und brutal, was einigen des Trecks deutlich missfällt. Der kleine Billy freundet sich sogar mit ihm an. In der Nacht kommen die Jugendlichen auf die Idee den Treck zu verlassen, um im nahe gelegenen Fluß zu baden. Am anderen Morgen müssen sie schockiert feststellen, dass die Apachen den Treck überfallen haben. Niemand wurde verschont, alle sind tot. Nur Todd hat überlebt. Wohl oder übel müssen sie nun ihr Leben in dessen Hände geben, denn er ist der Einzige, der sie aus dem Kriegsgebiet der Apachen führen könnte....

Der Film zeigt, dass das Misstrauen der Jugendlichen langsam schwindet, weil so gar nichts von einem gemeinen Mörder in diesem Führer steckt. Im Gegenteil: Er rettet den Jugendlichen mehr als einmal das Leben. Richard Widmark überzeugt in der Rolle als tief in der Seele verletzter Trapper, der den Richter davon überzeugen kann, dass die Harpers seine Frau und seine beiden Söhne ermordet hatten. Ein klarer Justizirrtum und da ist Rache natürlich in Zeiten des Wilden Westens durchaus legitim. Der Held, der seine Familie gerecht hat, darf nun sein altes Leben hinter sich lassen und mit dem Mädel und ihrem kleineren Bruder ein neues Familienleben beginnen. All dies zeichnet beweist den Charme, die Naivität und die Schönheit dieses Westerns durchs wilde Apachenland. Kameramann war Wilfred M. Cline, ein Experte in Sachen Western (Die siebente Nacht, Zwischen zwei Feuern, Auf heißer Fährte).

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Montag, 29. November 2021

Die Unbesiegten (Unconquered)


Regie: Cecil B. DeMille

Abbys Schicksal...

Cecil B. DeMilles Pionierepos "Die Unbesiegten" war mit 5,3 Millionen Dollar Einnahmen für damalige Verhältnisse ein sehr guter Kassenerfolg, doch der Film kostete auch sehr viel. Allein die Szene von der Belagerung des Fort Pitt verschlang 300.000 Dollar und wurde mehrere Monate lang vorbereitet. Am Ende beliefen sich die Ausgaben auf fast 4 Millionen Dollar.
DeMilles Film ist natürlich genauso wie seine 30er Jahre Westernklassiker "Held der Prärie" und "Union Pacific" ein großes Spektakel, aber das war nun mal sein Markenzeichen. Ausserdem war "Die Unbesiegten" als Starfilm angelegt. Der Regisseur musste also die beiden Filmgrößen Gary Cooper und Paulette Goddard möglichst effektiv in Szene setzen.
Mit Paulette Goddard hatte deMille bereits durch "Piraten im karibischen Meer" Erfahrungen, ebenso mit Gary Cooper, der schon in "Die scharlachroten Reiter" die Hauptrolle hatte.
Erzählt wird von den gewaltsamen Kämpfen zwischen amerikanischen Kilonisten und den Ureinwohnern an der Westgrenze Mitte des 18. Jahrhundert während der Zeit von Pontiacs Rebellion und den Kämpfen um Fort Pitt.
Die Macher ließen sich durch Neil H. Swansons Roman "The Judas Tree" inspirieren, der auch teilweise auf Tatsachen beruht durch ein historisches Dokument, geschrieben von der Familie Holden von Virginia. Darin wird erwähnt, dass die Großmutter Sklavin war und aus England kam. Als 17jähriges Mädchen wurde sie in ihrem Heimatland unschuldig zu Tode verurteilt. Sie hatte aber die Wahl der Todesstrafe zu entgehen als Sklavin für die Kolonien. Für diese Alternative entschied sich die junge Abby, die von der attraktiven Paulette Goddard gespielt wird.
Bereits auf dem Schiff wetteifern zwei Männer darum die Frau als Besitz zu bekommen. Der eine ist Captain Christopher Holden (Gary Cooper),  sein Konkurrent heißt Martin Garth (Howard de Silva), der bereits mit der Indianerin (Katherine deMille) verheiratet ist. Holden gewinnt und schenkt dem Mädchen die Freiheit. Doch die hält nicht lange an, denn Garth ist ein Gauner, der es schafft den Sklavenhändler zu bestechen. Er will die junge Frau unbedingt besitzen und gibt sie zuerst in die Obhut seines Handlangers (Mike Mazurki). Währenddessen unterstützt er die Indianer unter der Führung von Senecca Häuptling Chief Guyasuta (Boris Karloff) mit illegal gelieferten Feuerwaffen. 18 Stämme schließen sich zusammen um gegen den weißen Eindringling zu siegen. Da braucht es natürlich einen Gary Cooper und eine Paulette Goddard um dies erfolgreich zu verhindern...

Der Film beschwört unterhaltsam den Pioniergeist der Einwanderer und deren siegreicher Kampf gegen wilde Rothäute. Die sind natürlich in einem Western von 1947 wild, brutal und böse. DeMille war aber ein Regisseur mit einer markanten eigenen Handschrift - sie durchzieht seine vielen Stummfilme wie auch die erfolgreiche Fortsetzung in der Tonfilmära. Er hat mit "Die 10 Gebote" die Bibel einem Kino Millionenpublikum näher gebracht oder setzte erfolgreich auf die Faszination der Zirkuswelt in seinem Oscar-Erfolg "Die größte Geschichte der Welt". Auch in Sachen Spezialeffekte ließ sich die Paramount nicht lumpen - es gab den verdienten Oscar. Die Regielegende selbst bekam 1950 einen Ehrenoscar zugesprochen, drei Jahre später wurde er auch mit dem Irving G. Thalberg Memorial Award ausgezeichnet.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Der große Treck (The Big Trail)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Raoul Walsh

Wild West Odyssee...

Mit dem Raoul Walsh Western "Der große Treck" (Originaltitel: The Big Trail) aus dem Jahr 1930 öffnet sich für den Zuschauer eine Tür in die Vergangenheit. Aus der Höhe blickt die Kamera (Arthur Edeson und Lucien Andriot) auf Massen von Menschen und Tieren, die sich am Ufer des Mississippi aufhalten, sie beschäftigen sich mit den Vorbereitungen für den großen Treck, der über 2.500 Meilen westwärts unterwegs sein wird. Eine Reise voller Gefahren und Strapazen, voller extremster Witterungen. Von der infernalen Wüste der Great Plains bis hin zu heftigsten Schneestürmen in Oregon. "Der große Treck" ist eine Geschichte über die Gründung einer Zivilisation. Ein Kritiker sagte über den Regisseur "Walshs herausragender, wie angeborener Sinn für den epischen Raum hätte ihn zu einem der großen Landschaftsmaler gemacht". Der Filmemacher präsentiert nichts anderes als ein Trip in eine amerikanische Welt, sowohl von innen als auch von außen. Die Landschaft ist der große Hauptdarsteller, Walshs Blick auf diese unschuldige Landschaft fällt sehnsüchtig, poetisch, aber auch voller Unwägbarkeit aus. Diese frühe Odyssee durch das weite, wilde Land war auch der erste große Film des jungen Hauptdarstellers John Wayne, der in späteren Jahren zu einem der unsterblichen Filmstars Hollywoods wurde. Beim Dreh war das junge Talent gerade mal 23 Jahre alt. Technisch war dieser Western seiner Zeit weit voraus, denn er war einer der ersten Filme im Breitwandformat. Aber in der Zeit kurz nach dem Übergang vom Stumm- zum Tonfilm war das Breitwandformat für die meisten Kinos noch uninteressant. Daher scheiterte "Der groeß Treck" kommerziell. Diese Reise ist nicht als geschlossene Erzählung angelegt, sondern sie erscheint dem Zuschauer als Serie spektakulärer Tableaus mit Tausenden von Satisten und Tieren. Der schier endlose Zug durch das neue Land passiert weite Ebenen, muss gefährliche Flüsse überqueren, Indianerangriffe oder wilde Büffelherden abwehren. In diese Ereignisse sind die einzelnen Geschichten der Siedler eingewoben. Die vereinigten Staaten um 1840: Der junge Trapper Breck Coleman (John Wayne) trifft auf diesen Treck, der von Missouri über den Oregon Trail im Pazifischen Nordwesten auf eine neue Heimat hofft. Coleman selbst hat Rachegedanken, denn sein bestern Freund wurde ermordet. Er will die Schuldigen aufspüren. Die Siedler machen dem jungen Mann das Angebot als Leiter des Trecks mitzureisen, denn man schätzt seine Kentnisse über das Land und seine mutige Art. Er nimmt das Angebot aber zuerst nur deshalb an, weil er erfährt, dass der finstere Red Flack (Tyrone Power sen.) und dessen Kumpane Lopez (Charles Stevens) ebenfalls als Treckführer dabei sind, denn einige Indizien deuten auf die beiden Männer hin mit dem Mord etwas zu tun zu haben. Breck verliebt sich natürlich in die hübsche Siedlerin Ruth Cameron (Marguerite Churchill), die sich aber eher mit dem dubiosen Glücksspieler Bill Thorpe (Ian Keith) abgibt. Der Zuschauer wird bald erfahren, dass dieser Thorpe mit Red Flack und Lopez gemeinsame Sache macht und tatsächlich die Mörder von Brecks Freund sind. Zum Glück ist Brecks älterer Freund Zeke (Tully Marshall) immer da, wenn Gefahr droht und mehr als einmal rettet der alte Kauz seinem jungen Kumpel das Leben. Nach zahlreichen Entbehrungen und vielen Todesopfern erreicht der Treck ein Tal, dass sich zum Niederlassen eignen könnte....



Die Reise durch Naturgewalten ist gleichzeitig eine Art Pilgerfahrt, die zur Bildung einer Nation als kleiner aber wichtiger Mosaikstein dazugehört. Raoul Walsh ist ein sehr schöner Western gelungen, der auf Blu Ray wunderbar restauriert wurde. Viele spätere Filme von Walsh wie "Die wilden Zwanziger",  "Entscheidung in der Sierra", "Verfolgt" oder"Maschinenpistolen" gehören zu den großen Meistwerken des Kinos. Zweifelsohne zählt dieser frühe Western auch dazu.

Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Der Scharfschütze (The Gunfighter)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Henry King

Scharfschütze Jimmy Ringo...

Nach einer Geschichte von Andre de Toth drehte Regisseur Henry King seinen Western "Scharfschütze Jimmy Ringo" (Alternativtitel: Der Scharfschütze - Originaltitel: The Gunfifghter). Henry King hat im Laufe seiner Karriere viele Genres bedient, seine drei Western wurden alle sehr erfolgreich. 1939 drehte er seinen ersten mit "Jesse James, Mann ohne Gesetz" - ein ultimativer Klassiker der Sparte und auch der 1958 inszenierte Edelwestern "Bravados" gehört zu den Highlights des klassischen Westernfilms.
Vielleicht ist "Scharfschütze Jimmy Ringo" aus dem Jahr 1950 der ambitionionierteste dieser drei überzeugenden Arbeiten. Vor allem deshalb, weil er ohne das übliche Gut-Böse Schema auskommt. Die Geschichte erzählt vom Werdegang des Jimmy Ringo, gespielt von Gregory Peck, einem echten Aussenseiter der Gesellschaft. Er hat statt einer bürgerlichen Existenz mit seiner Frau (Helen Westcott) das Leben eines Outlaw und Revolverhelden gewählt, doch ist inzwischen in die Jahre gekommen und trägt sich mit dem Gedanken seßhaft zu werden. Was aber angesichts seines Rufes gar nicht so einfach scheint. Denn er - der Revolverheld - wird von jungen Männern, die gerne Revolverheld werden wollen, ständig herausgefordert. Und wenn so eine Konfrontation gerade im Gange ist, dann geht es sehr schnell um Leben und Tod.
Bei dem Duell mit dem jungen Cowboy Eddie (Richard Jaeckel) nutzen alle Schlichtungsversuche nichts, der Junge will wissen, wer der Schnellere ist. Aber nun liegt er tot auf dem Boden des Saloons, die Leute können bescheinigen, dass sich Jimmy Ringo nur gewehrt hat und der junge Cowboy zuerst seinen Colt zog. Doch das wird die drei älteren Brüder des Toten nicht interessieren. Wie so oft ist der Scharfschütze auf der Flucht. Er kann seine Verfolger aber stellen und ihnen die Pferde verscheuchen. Ohne Waffen werden sie zurück müssen und dies gibt ihm etwas Zeit. Er erreicht die Kleinstadt Ceyenne - nicht ohne Grund. Der Barkeeper (Karl Malden) erkennt ihn sofort und informiert den dortigen Marshall Mark Strett (Millard Mitchell). Strett stellt sich als alter Freund von Jimmy Ringo heraus und er weiß, wo sich Jimmys Frau aufhält. Mit ihr versucht der Scharfschütze Kontakt aufzunehmen, dann will er wieder verschwinden. Was sinnvoll ist, denn die Verfolger sitzen ihm ja im Nacken. Ausserdem gibts mit dem jungen Hunt Bromley (Skip Homeier) einen weiteren angehenden Revolverhelden in der Stadt, der sich gerne damit brüsten würde der Mann zu sein, der Ringo erschoß.
Zuerst zögert Peggy, die als Lehrerin arbeitet und den gemeinsamen Jungen alleine groß zieht, dann enschließt sie sich doch mit ihrem Mann zu reden. Er ist anders geworden - und es ist immer noch Liebe bei beiden vorhanden. Gibt es vielleicht tatsächlich eine Lösung für dieses unstete Leben. Jedenfalls herrscht in Cayenne seit der Ankunft von Jimmy Ringo reges Leben auf der Straße. Die kinder gehen nicht zur Schule, sondern alle wollen den Revolverhelden sehen. Auch eine Frauengruppe unter der Leitung von Mrs. Pennyleather (Verna Felton) ist zugegegen, sie wollen, dass der Sheriff den ungebetenen Gast sofort einsperrt....


Man kann es natürlich schon ahnen, die Wünsche des Mannes, der sich zur Ruhe setzen will, werden nicht erfüllt. Doch es wird ein Nachfolger aus ihm hervorgehen, der sein Schicksal als Revolverheld noch gar nicht im ganzen Ausmaß "ausgekostet" hat. Denn nach dem Ruhm für einen Augenblick kommen die Phasen sich immer wieder aufs Neue als Revolverheld beweisen zu müssen und irgendwann wird der schillernde Name zum echten Fluch. Gregory Peck ist perfekt in dieser Charakterstudie und auch seine Mitpspieler wie Millard Mitchell haben großartige Parts. Darüberhinaus zeigt Henry King in seinem Film wie sich diese hochanständigen Leute in einer US-Kleinstadt am Schaden ihres Nächsten ergötzen. Das Bürgertum mit einer primitiven Lust für Sensationen.

Bewertung:  8 von 10 Punkten.

 

Nackte Gewalt (The Naked Spur)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Anthony Mann

Leichen pflastern seinen Weg...

Der amerikanische Filmkritiker Leonard Maltin bezeichnete Anthony Manns Film "Nackte Gewalt" aus dem Jahr 1953 als einen der besten Western aller Zeiten und diesem hohen Lob möchte ich mich uneingeschränkt anschließen. Lange vor dem Siegeszug der Italowestern, die irre Kopfgeldjäger bei der Jagd zeigten, machte auch Mann Filme über diese wahnsinnigen Westerner, die von Geldgier aber auch von Rache angetrieben werden. Auch "Nackte Gewalt" erzählt von diesen Männern und leistet sich darüberhinaus die Eigenheit, dass in der Geschichte kein einziger richtigen Sympathieträger auftaucht. Mal abgesehen von dem jungen Mädchen, das den flüchtigen Banditen bekleitet. So wird der Film auch zu einer perfekten Charakterstudie, weil sich die Figuren der Geschichte gegenseitig misstrauen, sich beobachten, sich gegenseitig herausfordern und zuerst noch subtil und dann immer offensichtlicher bekämpfen müssen. Jeder der Männer hat eine dunkle Seite und auch eine Schwäche. Auch wird dieser Weg nach Abilane zum Ziel und er offenbart immer wieder grimmige Kommentare, die für einen Western seiner Zeit höchst ungewöhnlich waren. Vielleicht ist "Nackte Gewalt" sogar noch vor "Winchester 73" DAS Westernmeisterwerk des großartigen Anthony Mann.
Howard Kemp (James Stewart) ist so ein Kopfgeldjäger, auch wenn er sich lieber unter dem Deckmantel von Gesetz und Ordnung verstecken würde. Er hat einen weiten Weg von Kansas hinter sich und ist dem Banditen Ben Vangerdroat (Robert Ryan) auf der Spur. Auf den Kopf des Gesetzlosen gibt es eine üppige Prämie von 5.000 Dollar. Soviel wie Kemp braucht um seine Ranch zurückzukaufen, die er wegen einer betrügenden Frau verlor. Als der den alten Goldsucher Jesse Tate (Millard Mitchell) aufspürt, bedroht er diesen zuerst mal mit seiner Waffe und gibt sich als Sheriff aus, der auf der Jagd nach dem Banditen ist. Er bietet dem alten Waldläufer 20 Dollar, wenn der ihm bei der Ergreifung des Gesuchten etwas behilflich ist. Dieser Vandergroat hat sich auch schon ganz in der Nähe auf einer Anhöhe verschanzt und kann Steine auf seine Verfolger herabwerfen. Von den Schüssen alarmiert wird auch der degradierte Offizier Roy Anderson (Ralph Meeker) auf den Kampf aufmerksam. Der Mann, der wegen einer Affäre mit einer Indianerin unehrenhaft aus der Armee entlassenw wurde, wird so ebenfalls zu Kemps Helfer. Es gelingt den drei Männern den Banditen zu überwältigen. Zur Überraschung aller ist er nicht allien, er wird von der jungen Lina Patch (Janet Leigh) begleitet. Doch nun kommt erst noch der gefährliche Teil der Reise. Einerseits ist keinem der Beteiligten wirklich zu trauen, weil keiner sich in die Karten schauen lässt. Dies macht sich der manipulativ geschickte Gefangene zunutzte und versucht die drei, die sich nun das hohe Lösegeld teilen müssten, gegeneinander aufzuwiegeln. Andererseits nahen auch schon die Krieger der Schwarzfußindianer in der nächsten Waldlichtung...

Man merkt sehr schnell, dass James Stewart wie immer bei Mann einen an sich guten Mann spielen muss, der aber durch seine Vorgeschichte seine eigenen Gespenster jagt und irgendwie mit der Gesellschaft gebrochen hat. Und auch sein jetziges Unterfangen, bei dem auch seine weniger schönen Charaktereigenschaften zum Tragen kommen, wird sich immer mehr als katastrophales Fiasko herausstellen. Die allerstärkste Szene ist der Blick von Kemp auf das gerade eben hinterlassene Schlachtfeld im Wald, wo 12 Indianer tot auf dem Boden liegen. Dabei hatten die Krieger allen Grund dem Offizier zu stellen, denn wie sich herausstellt hat dieser die Indianerin vergewaltigt. Da aber Anderson im Hinterhalt versteckt ist, was die anderen nicht wissen können, wird die zuerst friedliche Begrüßung mit den Rothäuten schnell zur ultimativen Schlacht. Auch in vielen weiteren Szenen geht Mann nicht zimperlich um, die Gewalt ist allgegenwärtig, selbst als sich die junge Lina eher von ihrem Begleiter abwendet und sich mehr zu Kemp hingezogen fühlt. So muss sich der Kopfgeldjäger auch sich entscheiden, ob die Liebe einer Frau stärker wiegt als die Belohnung. Doch vorher pflastern noch weitere Leichen den beschwerlichen Heimweg.
James Stewart mit einer seiner besten Schauspielleistungen, sein Howard Kemp ist einer dieser verzweifelten Männer und Pioniere, die wie Ethan Edwards aus "Der schwarze Falke" die verflucht sind etwas zu suchen, von dem sie gar nicht wissen, was es denn genau ist.


Bewertung: 10 von 10 Punkten

Der Galgenbaum (The Hanging Tree)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Delmer Daves

Rivalen am Gold River...

Nach dem gleichnamigen Roman von Dorothy M. Johnson drehte Regisseur Delmer Daves im Jahr 1959 den Film "Der Galgenbaum", der in Deutschland auch unter dem Titel "Rivalen am Gold River" bekannt ist. Bei der 32. Verleihung der Academy Awards wurde er immerhin für den einprägsamen Titelsong von Marty Robbis nominiert. Man kann "Der Galgenbaum" vielleicht als einen Vorläufer von Robert Altmans "McCabe & Mrs. Miller" sehen, weil auch Delmer Daves einen sehr düsteren und verkommenen Ort für seine Geschichte ausgewählt hat. Ein aus dem Boden gestampftes Dorf irgendwo in Montana, weil sich durch den Goldrausch viele gierige Gestalten dort niedergelassen haben. Glücksritter, Banditen oder ganz normale Bürger, die dort eine Existenz aufbauen wollen. Natürlich dürfen auch die leichten Mädchen nicht fehlen, die hier gut zu tun haben, jedoch zu den moralisch geächteten Gemeindemitgliedern gehören. Auch die Figuren in Delmer Daves Film sind Menschen mit Vergangenheit oder mit Geheimnissen.
So wie der Mediziner Joseph Frail (Gary Cooper), der eines Tages in das kleine Nest Skull Creek kommt. Er hat wohl eine schräge, dunkle Vergangenheit und hat sich als Spieler und Revolverheld bereits einen zweifelhaften Namen gemacht. Aber ein Arzt fehlt in diesem Ort und so kauft er zu einem Spottpreis ein Haus, von dem man ins Dorf herunterschauen kann. Das Haus liegt auf einem Hügel. In der ersten Szene des Films sah er diese alte Eiche mit einem dicken Ast, über den ein Seil mit einem ausgefransten Ende gewickelt war, vermutlich eine ehemalige Schlinge und nicht gerade einladend für Fremde. In dieser Gegend ist man schnell dabei einen Mitbürger aufzuknüpfen. Als der junge Rune (Ben Piazza) von Goldsucher Frenchy (Karl Malden) angeschossen wurde, weil der versuchte Gold zus stehlen, kann er ihn verstecken, die kugel entfernen und ihn gesund pflegen. Doch der Doktor tat dies nicht nur aus reiner Nächstenliebe, sondern zwingt den jungen Mann für ihn zu arbeiten, solange bis er die Schuld abgetragen hat. Die Bevölkerung ist dem neuen Arzt misstrauisch gesinnt, der selbsternannte Prediger und Arzt Dr. George Grubb (George C. Scott) macht sogar öffentlich Stimmung gegen seinen Berufskollegen, er bezichtigt ihn als Abgesandten des Teufels. Als eine Postkutsche ausgeraubt wird, werden der Kutscher und ein männlicher Passagier getötet. Dessen Tochter Elizabeth (Maria Schell), eine Schwedin, ist verschwunden. Ein Suchtrupp wird gebildet und man kann die Frau tatsächlich schwer verletzt zum Doktor bringen. Sie hat Verbrennungen am Körper, ist wohl vorübergehend blind und braucht lange Zeit um sich zu erholen. Dadurch entsteht im Dorf Gerede - was hat eine junge Frau so lange beim Arzt zu suchen und wer weiß was der für die Pflege verlangt. Als sie gesund ist sucht sie gemeinsam mit dem lüsternen Frenchy und Rune Gold, die drei kaufen einen Claim. Und tatsächlich stoßen sie auf eine riesige Goldader...

Dieser Reichtum bewirkt bei einigen Figuren in "Der Galgenbaum" das die ganz schlechten Eigenschaften plötzlich herausgekehrt werden und das ganze Dorf feiert mit, es fließt Alkohol in Strömen und Delmer Daves Film ist natürlich bis zum Schluß so düster, dass man die nahende Katastrophe schon erahnt. Die Musik stammt von Max Steiner und die Kameraarbeit stammt von Ted McCord, der schon einige Jahre vorher für "Der Schatz der Sierra Madre" perfekte Bilder schuf. 


Bewertung:  9 von 10 Punkten.