Samstag, 22. Januar 2022

Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen (Johnny Guitar)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Nicholas Ray

Zwei Todfeindinnen...

Ein Jahr vor seinem bekanntesten Film "denn sie wissen nicht, was sie tun" drehte Hollywood Regisseur Nicholas Ray mit "Johnny Guitar" einen der ungewöhnlichsten Western der Filmgeschichte. Ungewöhnlich schon alleine deshalb, weil die beiden Hauptfiguren Frauen sind und noch dazu eine tiefe Feindschaft pflegen. Somit wird auch der klassische Showdown des Western - das Duell mit Waffen - von den beiden Frauen ausgefochten. Nach den Intentionen der Drehbuchautoren Philipp Yordan, Ben Maddow und Nicholas Ray war "Johnny Guitar" ein politischer Film und eine Abrechnung mit dem McCarthyismus seiner Zeit. Kurioserweise tritt mit Ward Bond - Hollywoods Vorzeigefaschist - als einer der Henkersführer John McIvers auf und folgt der Besessenheit seiner Bekannten Emma Small, grandios gespielt von Mercedes McCambridge, fast bis zum bitteren Ende. "Johnny Guitar" ist auch ein Film über den Konflikt des traditionellen Geldes in der Gestalt von Banken und vor allem der alteingessenen Großbundbesitzer gegen die Invasion neuer Ideen und Verdienstmöglichkeiten. Die Heldin Vienna (Joan Crawford) hat mit ihrem neu eröffneten Spielcasino zukünftig sehr gute Karten. Denn der Eisenbahnbau wird sehr viele Menschen in dieses bald sehr attraktive wirtschaftliche Gebiet locken. Ein Schock für die Viehzüchter und Großgrundbesitzer, denn sie fürchten sich vor Einwanderung und dass ihre Vorherrschaft zu Ende gehen wird. Damit hat sich Vienna vor allem bei John McIvers und der jungfräulichen Emma Small unbeliebt gemacht. Als bei einem Bankraub der Bruder von Emma von den Banditen ermordet wird, spitzt sich die Lage zu. Denn die Bürger verdächtigen Viennas Liebhaber Dancin Kid (Scott Brady), den auch Emma Small heimlich begehrt. Gemeinsam mit seinen Kumpels Bart Lonergan (Ernest Borginne), dem jungen Turkey Ralston (Ben Cooper) und Corey (Royal Dano) soll er von der aufgebrachten Bürgerwehr festgenommen werden. Doch das Quartett befindet sich in den Bergen und ist unschuldig. Emma hält Vienna für eine Komplizin, doch noch hat sie mit ihren Behauptungen nicht den gewünschten Erfolg. Vienna hat einen gewissen Johnny Guitar (Sterling Hayden) als Musiker engagiert, der in diesen schwierigen Zeiten im Saloon eintrifft. Tatsächlich ist dieser Johnny der ehemalige gefürchtete Revolverheld Johnny Logan, der die Waffe nicht wieder anrühren möchte und Viennas große Liebe war. Dann beschließen Dancin Kid und seine Freunde tatsächlich eine Bank auszurauben, weil man ihnen eine Frist von 24 Stunden gab um die Gegend für immer zu verlassen. Zufällig ist Vienna auch in der Bank, als der Überfall gemacht wird. Die Todfeindin Emma organisiert daraufhin einen fiesen Lynchmob...

         
Denn die beiden Hauptdarsteller sind zwei sich hassende Frauen und sowohl Joan Crawford als auch die heute in Vergessenheit geratene Mercedes McCambridge (Oscar für "Der Mann, der herrschen wollte" laufen zur Höchstform auf. Damals war McCambridge eine der angesehensten Nebendarstellerinnen Hollywoods, Orson Welles hielt sie sogar für die grösste amerikanische Schauspielerin uberhaupt.
In dem Szenario des Hasses und einer knisternden Erotik und Konkurrenz dieser beiden Frauen, mischen viele schwache Männer und ein Ex-Revolverheld mit.
Der Film beginnt düster und bleibt auch die ganze Zeit so bis zum Finale.
Nicolas Ray war sicherlich dafür prädestiniert, das Westerngenre zu sprengen und dem alten Schema ganz neue Impulse zu geben.
Französische Filmkritiker haben vor einigen Jahren "Johnny Guitar" nach "Rio Bravo" zum zweitbesten Western aller Zeiten gewählt.
Ich schliesse mich dieser guten Einschätzung an. Ich würde ihn auch in die ewige TopTen aller Western wählen. Insgesamt ist "Johnny Guitar" nicht frei von einer gewissen Künstlichkeit - aber seine Faszination hat der Film bis heute erhalten. Dies waren natürlich beste Voraussetzungen dafür zu einem der bekanntesten Kultfilme überhaupt aufzusteigen.
Ein Juwel ist dieser Film "Johnny Guitar" und sicherlich einer der ungewöhnlichsten Western, die je gedreht wurden.
   
    Bewertung: 10 von 10 Punkten.

 

Die Farm der Besessenen (The Furies)


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Regie: Anthony Mann
 
Das Schicksal der Jeffords...

Bevor Anthony Mann zu einem der besten Westernregisseure der 50er Jahre aufstiegt, drehte er B-Pictures und Filme der schwarzen Serie. Seine Beiträge in diesem Genre wie "Schritte in der Nacht", "Side Street", "Flucht ohne Ausweg" oder "Geheimagent T" sind sehr geschätzt. Diesen dunklen und düsteren Touch - sehr oft auch durch die Mitarbeit von Kameramann John Alton verstärkt - setzte er auch in historischen Abenteuerfilmen (Dämon von Paris) und in seinen ersten drei Western (Fluch des Blutes, Winchester 73, Die Farm der Besessenen) ein.
Alle drei Filme realsierte er 1950, dabei ist "Die Farm der Besessenen" bis heute einer seiner ungewöhnlichsten Arbeiten. In jener Zeit war King Vidors "Duell in der Sonne" einer der ganz großen Kassenhits. Die neurotische Westernsaga - wie "Vom Winde verweht" von David O. Selznick produziert - spielte im Jahr 1946 alleine in den USA fast 12 Millionen Dollar ein. Nur der Disney Film "Onkel Remus Wunderland" machte mehr Kasse. Somit bekam Vidors Film einige ähnliche Nachfolger. Einer davon ist "Die Farm der Besessenen" - ein Western, der sehr dominiert wird von den beiden Hauptdarstellern Barbara Stanwyk und Walter Huston, Vater des Regisseurs John Huston.
Huston spielt den dominanten Viehbaron T.C. Jeffords, der von seiner resoluten Tochter Vance (Barbara Stanwyk) regelrecht vergöttert wird. Sie wird auch eines Tages "The Furies", die Ranch des rücksichtslosen Patriarchen übernehmen. Bruder Clay (John Bromfields) hat sich schon abgeseilt und ist von zu Hause ausgezogen. T. C. Vormann ist der brutale El Tigre (Thomas Gomez). In den vielen Jahren seiner Herrschaft hat er Konkurrenten vertrieben und vor allem die mexikanischen Bauern sind ihm ein Dorn im Auge. Viele hat er vertrieben und deren Land annektiert. Aber die Herrera Familie blieb ein standhafter Gegner. Juan (Gilbert Roland), der älteste Sohn der Witwe Herrera (Blanche Yurka) ist sogar in Vance verliebt. Doch Vance weiß, dass sie den Mexikaner nie heiraten wird, da der Vater mit Enterbung droht, wenn der zukünftige Schwiegersohn nicht seinen Erwartungen entspricht. Ausserdem ist Juan nicht der Mann, mit sie die riesige Ranch in Zukunft regieren kann. Vance ist ebenso besessen von Macht und Reichtum wie ihr geliebter Vater. Eines Tages taucht bei einem Fest der notorische Spieler Rip Darrow (Wendell Corey) auf. Der junge Mann ist zudem der Erbfeind von T. C. , der einst den Besitz der Darrows aufgekauft und nach der Meinung von Darrow jr. den Tod des Vaters mitverschuldet hat. T. C. will den ungebetenen Gast sofort vor die Tür setzen, doch Vance rettet die Situation und tanzt mit Rip Darrow. Beide verlieben sich ineinander. Als T. C. Rip 50.000 Dollar anbietet, wenn er die Finger von Vance lässt, willigt dieser ein. Er macht mit dem Geld eine Bank in der Stadt auf. Dennoch ist die Leidenschaft zwischen Vance und Rip immer noch zu spüren, auch wenn Vance von Hass erfüllt ist. Noch schlimmer wird die Situation für Vance, als der Vater bei einer seiner Reisen eine Freundin (Judith Anderson) mit auf die Ranch bringt....

Dies und andere dramatische Ereignisse führen zum Bruch der einst so starken Vater und Tochter Bindung. Die komplizierte Familiengeschichte mit exzessiven bis selbstzerstörerischen LiebeHass Beziehungen wurde an der Kasse kein Erfolg. Vermutlich weil alle bekannten und beliebten Westernmotive hier fehlen. "Farm der Besessenen" ist eher ein neurotisches Drama um eine sehr stark Frau mit einer genauso starken Vaterfigur. Barbara Stanwyk war ja auf diesen Typus irgendwie schon festgelegt und unvergessen bleibt sie in der Rolle der manipulativen Gattenmörderin Phillis mit billiger blonder Perücke. Auch John Huston passt perfekt als selbstgerechter Halbgott des alten Westens. Die Figuren und die Handlungen sind aber manchmal etwas überzeichnet. Was man dem Film aber zugute halten muss ist die Tatsache, dass keiner der Hauptprotagonisten wirklich sympathisch dargestellt wird.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

 

Duell in der Sonne (Duel in the Sun)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: King Vidor

Schicksalsberg...

Der legendäre Filmproduzent David O. Selznick war als ausgesprochener Perfektionist bekannt. In den 30er und 40er Jahre hatte er sein eigenes Filmstudio. Die Verfilmung des Margaret Mitchell Romans "Vom Winde verweht" wurde sein größter Triumph, der mit 10 Oscars belohnt wurde und bis heute der erfolgreichste Film aller Zeiten geblieben ist, wenn man die Inflation berücksichtigt. Weitere erfolgreiche Produktionen waren "King Kong und die weiße Frau" sowie die beiden Hitchcock Filme "Rebecca" und "Ich kämpfe um Dich". 1946 finanzierte er King Vidors Westernepos "Duell in der Sonne" - Selznick wollte einen Film im Geiste von "Vom Winde verweht".
Die Hauptrolle bekam seine Geliebte Jennifer Jones, die kurz zuvor mit "Das Lied der Bernadette" ein fulminantes Hollywooddebüt hinlegte und gleich mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde.
Jennifer Jones spiellt in dem leidenschaftlichen Drama überlebensgroßer Gefühle das Halbblut Pearl Chavez. Pearl wird Zeugin des Mordes ihres Vaters (Herbert Marshall) an seiner untreuen indianischen Frau (Tilly Losch), ihrer Mutter. Auch deren Liebhaber wird vom eifersüchtigen Vater erschossen. Der Mann endet am Galgen. Zuvor hat er beschlossen, dass sein Mädchen in die Obhut seiner seiner Cousine zweiten Grades Laura Belle MacCanles (Lilian Gish) kommt. Die ist unglücklich mit dem reichen Senator (Lionel Barrymore) verheiratet, der dem jungen Mädchen wegen ihrer indianischen Wurzeln eher feindselig begegnet. Das Ehepaar hat auch zwei Söhne. Der ältere Jesse (Joseph Cotten) ist ein Feingeist, sehr einfühlsam und hat studiert. Er ist mit den aggressiven Methoden seines Vaters überhaupt nicht einverstanden. Sein krasser Gegensatz ist der jüngere Bruder Lewt (Gregory Peck), ein rebellischer und impulsiver Mann, der keine Skrupel hat der attraktiven Pearl deutliche Avancen zu machen. Auch Jesse verliebt sich in Pearl, aber er ist sehr zurückhaltend und so landet die heißblütige junge Frau doch noch in den Armen von Lewt, den sie aber genauso hasst wie sie ihn begehrt. Es ist der Beginn einer amour fou, bald verfällt Pearl dem Charme des bösen Lewt. Sie kommt einfach nicht von ihm los. Hoffnung keimt aber auf, da Lewt ihr die Verlobung verspricht. Doch der Vater hintertreibt und bald will Lewt nichts mehr davon wissen. Dies treibt Pearl in eine Vernunftsehe mit dem wesentlich älteren Rancher Sam Pierce (Charles Bickford)....

Das Ende wird auf dem Berg besiegelt. Die Hassliebe führt dazu, dass Pearl auf den Mann schießt, von dem sie nie loskam. Er erwidert den Schuß und beide sind schwer verletzt. Sterbend schaffen sie es, dass sie zueinander kriechen, wo sie gemeinsam ein letztes Mal in den Armen liegen. Die Ligen zur Verteidigung der Tugend waren entsetzt von diesem Film, der offen eine sexuelle Abhängigkeit zeigte. Das Paar Gregory Peck und Jennifer Jones verstanden es perfekt die größtmögliche Sinnlichkeit und Leidenschaft auf die Leinwand zu zaubern. Natürlich klingelten die Kassen....King Vidors Western spielte weltweit über 20 Millionen Dollar und war nach "Die besten Jahre unseres Lebens" der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1946. Sowohl Jennifer Jones als auch Lilian Gish wurden für ihre Rollen mit einer "Oscarnominierung" belohnt. Die Sterbeszene auf dem Berg schrieb Filmgeschichte.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Sonntag, 9. Januar 2022

Alamo (The Alamo)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Wayne

Das große Opfer für die Freiheit...

Die Schlacht von Alamo dauerte 13 Tage - vom 23. Februar bis zum 6. März 1836 - und gilt bis heute in den USA als Symbol für den Freiheitskampf. Sie wurde von den Texanern moblisiert, die ihre Unabhängigkeit erkämpfen wollten. Zu dieser Zeit war das Land noch mexikanisches Gebiet. Aber immer mehr weiße Siedler bevölkerten diesen Landstrich nördlich des Rio Grande. Als Teil des texanischen Unabhängigkeitskrieges fand die Schlacht zwischen einer 7.000 Mann starken mexikanischen Truppe unter dem Präsidenten Antonio Lopez de Santa Anna und den bei dieser Schlacht mit ca. 200 Soldaten stark unterlegenen Widersachern statt, die sich im Fort Alamo, einer kleinen Missionsstation, verschanzten.
"Alamo" war neben seiner Co-Regie in "Die grünen Teufel" die einzige Regiearbeit von John Wayne. Und diesen Film bereitete er jahrelang vor. In einem Interview gestand er "Ich wünsche mir von ganzem Herzen, daß die Schlacht um Alamo ein Symbol bleibt und beweist, dass die Liebe zur Freiheit nicht tot ist". Oder wie Davy Crockett, John Waynes Rolle im Film, einst sagte "Ohne Freiheit ist der Mensch so tot wie eine Biberfellmütze".  Bei der Kritik ist der Film bis heute umstritten. Vor allem wegen seiner rechtslastigen Aussage. Einige gingen sogar soweit Wayne als "primitiven Rechtsradikalen" zu bezeichnen. Tatsächlich sind einige Szenen sehr provokativ und lassen eine politische Ideologie erkennen. Etwa dann, wenn einer der Männer von Colonel William Travis (Laurence Harvey) die Möglichkeit bekommt das totgeweihte Fort zu verlassen, um sich weiter um seine große und mittellose Familie zu kümmern. Die Frau des Mannes sieht dies aber als eine Beleidigung an. Ihr Mann hat das Recht genauso wie die anderen Männer als Held in der Schlacht um die Freiheit zu sterben und lehnt dieses vernünftige Angebot dankend ab. Eine herzzerreißende Abschiedsszene folgt. Was man nicht alles für Texas tut. Wayne treibt den Pathos am Ende des Films noch um ein Tausendfaches auf die Spitze und zeigt zu einem himmlischen Chorgesang der beiden markanten Songs "Green leaves of Summer" und "The eyes of Texas" wie die Überlebende Sue Dickinson (Joan O´Brien) mit ihrer kleinen Tochter Lisa (Aissa Wayne) das Fort verlassen. Sue hat ihren geliebten Mann Cpt. Almeron Dickinson (Ken Curtis - der "Festus" aus "Rauchende Colts") verloren und schreitet dennoch stolz durch die Reihen der mexanischen Aggressoren. Auf einem Hügel wartet der junge mutige Smitty (Frankie Avalon), der zu spät zum Sterben kam - er sollte Hilfe bei General Sam Houston (Richard Boone) holen, doch die konnten nichts tun für die kleine Gruppe, deren Ziel es war die Mission so lange zu halten wie möglich. Am Ende singt der Chor dann, dass die Soldaten nun in den Armen des Herrn ruhig schlafen. So emotional dies alles ist - es ist tatsächlich eine der schönsten Schlußszenen der Filmgeschichte für mich. Der 192 Minuten lange Film ist zu keiner Zeit langweilig, John Wayne darf sich auch noch in Linda Cristal verlieben und zeigt mit einer historischen Genauigkeit die chronologische Abfolge dieser ungleichen Schlacht, die von vornherein ein Himmelfahrtskommando ist. Damit General Houston für den Freiheitskampf Texas eine mehr als 1.000 Mann starke Armee aufstellen kann, soll Colonel Travis gemeinsam mit Colonel Jim Bowie (Richard Widmark) die Mission Alamo in San Antonio verteidigen. Beide Männer sind grundverschieden. Travis, ein Perfektionist und Pendant - Bowie lässt sich schon mal vollaufen und pfeift auf militärische Genauigkeit. Bald gesellt sich auch der bekannte Kongressabgeordnete Davy Crockett mit seinen 23 tapferen Männern dazu. Die kommen zwar aus Tennessee - aber das Argument, dass sich Mexico nach Texas auch weitere Bundesstaaten unter den Nagel reißen könnte, zieht.  
 
 
 Die tapferen Männer werden zu Todesmutigen und am Ende zu Wahnsinnigen. Dies alles ist ein wunderbare Bilder verpackt. Kameramann war William W. Clothier, den Wayne sich bei John Ford ausgeliehen hat.  Für diese Leistung bekam Clothier eine verdiente Oscarnominierung. Vier Jahre später konnte er diese Wertschätzung wiederholen, denn auch für John Fords "Cheyenne" gabs für ihn eine Nominierung. Großen Anteil an der starken Wirkung des Schlachtengemädes hat aber vor allem die eindringliche Filmmusik von Dimitri Tiomkin - es ist eine Sternstunde in der Geschichte der Soundtracks. Neben diesen beiden gabs noch weitere fünf Nominierung im Oscarjahr 1961  - am Ende gewann der Film aber nur den Preis für den besten Ton an Gordon Sawyer und Fred Hynes.  
     
  Bewertung: 8 von 10 Punkten

Samstag, 8. Januar 2022

Der Marshall (True Grit)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Henry Hathaway

Das Mädchen Mattie Ross...

Als Kinolegende John Wayne am 7. April 1970 im Dorothy Chandler Pavillon in Los Angeles den Oscar als bester Hauptdarsteller für "Der Marshall" entgegennahm, wurde nicht nur seine Leistung als alter Haudegen in Henry Hathaways Edelwestern gewürdigt, sondern auch für seine gesamte, beinahe 45 Jahre lange, Karriere in Hollywood. Weltberühmt wurde er aber erst durch John Fords "Ringo" und dann wurde er zu dem erfolgreichsten Westernstar der Filmgeschichte. Unvergessen seine Darstellungen in "Red River" , in "Fort Apache", in "Der Mann, der Liberty Valance erschop", in "Rio Bravo" und vor allem in "Der schwarze Falke". Als Wayne den Preis entgegennahm, meint er nur "wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich schon vorher diese Augenklappe angezogen". Der Film basiert auf dem Roman "Mutige Mattie" von Charles Portis und zeigt Wayne als einäugigen, eisenharten alten Trunkenbold Reuben J. Cogburn, den alle nur Rooster (Gockel) Cockburn nennen. Dieser Marshall fackelt nicht lange und hat bereits in seiner 4 Jährigen Eigenschaft als US-Marshall 23 Männer aus Notwehr oder auf der Flucht erschossen. Die einzigen Freunde, die er hat, sind der Chinese Chen Lee (H.W. Gim) und die rote Katze General Sterling Price (rote Katze General Sterling Price). Während er auf ständiger Jagd nach Verbrechern ist, ereignet sich in Fort Smith, Arkansas ein feiger Mord an dem Farmer und Geschäftsmann Frank Ross (John Pickard). Der Mörder ist sein Bekannter Tom Chaney (Jeff Corey) - nunmehr auf der Flucht und vermutlich hat sich der Verbrecher der Ned Pepper (Robert Duvall) Bande (u.a. Dennis Hopper, Jeremy Slate) angeschlossen. Franks Tochter Mattie (Kim Darby), ein aufgewecktes, um nicht zu sagen vorlautes Mädchen im Alter von 14 Jahren, schwört Rache und will den Mörder hängen sehen. Mattie, die ihrem Vater auch schon die Buchhaltung gemacht hat, verlässt ihr Elternhaus in Dardanelle in Yell County und trifft dann in Fort Smith diesen Marshall Cockburn, der sich für 100 Dollar bereiterklärt den Halunken zu fassen. Wobei er lieber allein auf Verbrecherjagd gehen würde...aber Mattie lässt sich nicht abschütteln und auch der Texas Ranger La Boeuf (Glen Campbell) schließt sich an, da Chaney auch in Texas sein Unwesen trieb und einen Senator samt Hund erschossen hat. Das ungleiche Trio bricht nun auf. Unterwegs gibts immer wieder Stress, ganz tolle Bilderkompositionen von Kameramann Lucien Ballard, der am Ende auch noch in den schönsten Herbstfarben ein furioses Finale aufbereitet. Rooster allein gegen die Übermacht von den vier übrig gebliebenen Banditen. Attacke....

In Hollywood sah man diesen Western als den letzten großen Coup der drei fetten alten Männer. Producer Hal B. Wallis, Regisseur Henry Hathaway und Westernstar John Wayne. Tatsächlich kann man "Der Marshall" als einen der letzten großen Klassischen Hollywood-Western ansehen. Nach "Die 4 Söhne der Katie Elder" und "Nevada Smith" war dies ein weiterer Riesenerfolg für Hathaway., der es hier noch einmal richtig krachen ließ. Der Film braucht zwar ein bisschen um in die Gänge zu kommen. Das Geplänkel der kleinen Nervtröte Mattie mit Rooster, mit dem Texasranger oder mit einem Geschäftsmann hätte daher vielleicht etwas kurzer ausfallen dürfen, aber ab dem zeitpunkt als das Trio an der kleinen Hütte vor imposanter Kulisse ankommen, packt der farbenprächtige Film sofort. Auch Waynes Spiel sich selbst nicht so wichtig zu nehmen - er fällt auch mal vor lauter Trunkenheit unbeholfen aus dem Pferd und gibt dann an, dass das Pferd gestrauchelt wäre - ist putzig und regt zum Schmunzeln an. Er hat natürlich die besten Szenen als gebrochener Held, der in "Der Marshall" aber nicht melancholisch wehmütig wird, sondern alles mit einem guten Humor auf die leichte Schulter nimmt. Darauf einen Whisky.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Zähl bis drei und bete (3:10 to Yuma)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Delmer Daves

Der 3 Uhr 10 Zug nach Yuma...

Arizona um 1880: Dort lebt der Rancher Dan Evans (VAn Heflin) mit seiner Frau Alice (Leora Dana) und den beiden Söhnen. Die Arbeit ist hart und zusätzlich macht den Farmern in dieser Gegend die langanhaltende Dürre zu schaffen, wenn es nur endlich regnen würde. Als Dan und seine Kinder die eigene Viehherde wieder einfangen will, die wohl entführt worden sind, werden sie Zeuge eines Überfalls auf die Postkutsche. Es ist der berüchtigte Ben Wade (Glenn Ford) und seine Bande. Bei dieser Aktion erschießt der Outlaw kaltschnäuzig zwei Männer. Dan hält sich zurück, weil er sein Leben und das Leben seiner Söhne nicht gefährden will. Die Bande kann entkommen. Als Dan nach Hause kommt hat er das Gefühl, dass seine Frau etwas enttäuscht reagiert, weil er nicht mutiger eingeschritten ist.
Auf ihrer Flucht macht die Bande Halt in Bisbee und geben sich dort als Cowboys aus, die den Überfall beobachten konnten. Wade ist sehr interessiert an der hübschen Bardame Emmy (Felicia Farr), die im Saloon bedient und so bleibt er als Einziger im Ort, während seine Männer schon lange losgeritten sind. Dadurch kann der Bandit mit Hilfe von Dan überwältigt werden. Der Postkutschenbesitzer Mr. Butterfield (Robert Erhardt) bietet 200 Dollar für den Transport des Gefangenen nach Contention City, wo ein Zug um 3 Uhr 10 den Gangster in das größere Yuma bringen soll, dort soll ihm der Prozess gemacht werden. Lediglich Dan und der Alkoholiker Alex Potter (Henry Jones) haben den Mut dieses Risiko auf sich zu nehmen, denn Wades Bande will natürlich ohne Rücksicht auf Verluste den Boss befreien...

Der Fillm von Delmer Daves entstand 1957 und wurde in schwarz-weiß gedreht, dies verleiht ihm eine nüchterne Atmosphäre und man erinnert sich manchmal an bisschen an Zinnemanns Meisterwerk "High Noon". Dabei erweist sich der Bandit als sehr gerissen, intelligent und geblidet. In der besten Szene des Films wird sehr viel über seine Sehnsüchte offenbart. Die Bardame Emmy erinnert ihn für Momente daran, dass er liebend gerne auch seßhaft sein würde, gemeinsam mit einer Frau, die zu ihm hält. Dies hat ihm Dan voraus, dessen Frau in einer ähnlich guten Szene beweist, dass sie sich um ihren Mann sorgt und felsenfest zu ihm hält. In dieser Konstellation verändert sich die Skrupellosigkeit von Ben Wade, denn zu irgend einem Zeitpunkt versucht er nciht nur Dan auf seine Seite zu ziehen, sondern er erweist sich schon beinahe - zum eigenen Schaden - als Schutzengel des einfachen Farmers. Ein schöner Western. 

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Der schwarze Falke (The Searchers)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Ford

Auf der Suche...

"Der schwarze Falke" von John Ford ist neben Howard Hawks "Red River" und Fred Zinnemanns "12 Uhr mittags" sicherlich der beste klassische Hollywood Western. Unvergessen schon die erste Einstellung, die Kamera wandert vom Haus hinaus und gibt den Blick auf eine Wüstenlandschaft irgendwo in Texas frei. Jemand reitet auf das Farmhaus zu. Es ist Ethan Edwards (John Wayne), der Kriegsveteran des Bürgerkriegs. Der Krieg ist schon Jahre zu Ende, nun kehrt der verlorene Bruder heim. Auf der kleinen Farm lebt sein Bruder Aaron (Walter Coy) mit Frau Martha (Dorothy Jordan), den Kindern Lucy (Pippa Scott), Ben (Robert Lyden) und Nesthäkchen Debbie (Lana Wood). Ausserdem gehört Pflegesohn Martin Pawley (Jeffrey Hunter) zur Familie, der als Baby von Ethan gefunden wurde, nachdem die Indianer die Eltern getötet hatten und der geistig etwas zurückgebliebene Mose Harper (Hank Worden) . Das weite, wilde Land ist noch lange nicht erschlossen. Die nächsten Nachbarn sind der aus Schweden Stammende Lars Jorgensen (John Qualen) mit seiner Frau ( Olive Carey) mit den bereits erwachsenen Kindern Brad (Harry Carey Jr.) und Laurie (Vera Miles). Zwischen den beiden einsam gelegenen Farmen weit und breit nur Wildnis, erschwerend kommt hinzu, dass es Indianerland ist. Aus Blicken und Gesten erkennt der Zuschauer die tiefe, heimliche Zuneigung zwischen dem Heimkehrer Onkel Ethan und Martha. Am nächsten Tag formiert sich unter der Leitung von Reverend Samuel Johnson Clayton (Ward Bond) eine Bürgerwehr, bestehend aus den Jorgensens, den Edwards und weiteren Farmern der Gegend. Die Männer wollen Banditen, vielleicht auch Indianer verfolgen, die Vieh gestohlen haben. Ethan reitet anstelle seines Bruders Aaron mit, der bei der Familie bleiben und diese schützen soll, falls die Indianer tatsächlich auf dem Kriegspfad wären. Als die Männer irgendwann das tote Vieh entdecken ist klar, dass eine der Farmen im Umkreis überallen werden soll. Die Komantschen haben die Männer fortgelockt und tatsächlich wird die Ranch der Edwards vom Häuptling Scar (in der deutschen Fassung "Schwarzer Falke" gespielt von Henry Brandon) dem Erdboden gleich gemacht. Die beiden Mädchen Lucy und Debbie entführt, alle anderen werden tot aufgefunden. Als Ethan die brennende Ranch erreicht ruft er nach Martha, die er tot findet, vorher wurde sie brutal vergewaltigt. Danach zieht der hasserfüllte Ethan, besessen wie ein Kapitän Ahab aus "Moby Dick" auf der Suche nach den Mädchen kreuz und quer durch den Wilden Westen. Begleitet wird er von dem jungen Martin, der immer mehr erkennt, dass die Suche nur gemeinsam einen Sinn macht, da er merkt, dass Ethan von seinen fanatsichen Rachegedanken geleitet wird und damit das Leben der Verschleppten gefährdet. Zudem erweist sich Ethan als Indianerhasser..



John Ford drehte sein Meisterwerk im bekannten Monument Valley zwischen Utah und Arizona. Die markanten roten Sandsteinfelsen sind grandios einfangen, sie bieten sowohl einen majestätischen als auch einen ehrfruchsgebietenden Anblick. Diese unglaubliche Weite lässt die darin agierenden Menschen sehr verletzlich erscheinen. Es ist der ständige und tagtägliche Kampf ums Überleben spürbar.
Die Haupthandlung erzählt von einer obsessiven Suche. John Wayne spielt als Onkel Ethan die Rolle seines Lebens. Der unbeugsame Antiheld ist verzehrt von Haß und sein unversöhnlicher Rassismus treibt ihn an immer weiterzusuchen. 5 lange Jahre. Gemeinsam mit Martin, dem "Achtel Cherokee, der Rest ist walisisch und englisch" wie der junge Mann zu sagen pflegt. Die gemeinsame Odyssee verbindet die beiden unterschiedlichen Männer. Zuhause wartet Laurie auf Martin. In der Zeit schreibt er seiner Geliebten nur einen einzigen Brief und erzählt darin auch noch wie er bei den Indianern einen Teppich erstehen wollte und schließlich eine junge Squaw (Beluah Archuletta) für einen Hut ihrem Vater abgekauft hat. Mit diesen Szenen lockert John Ford den düsteren Hauptpart immer wieder auf. Der Zuschauer sieht die Freude bei den Jorgensens als innert von einem Jahr sogar ein zweiter Brief durch den Postboten Charlie McCorry (Ken Curtiz) zugestellt wird. Und wie Laurie an ihrem Martin immer wieder verzagt "er unterschreibt so förmlich mit Martin Pawley, warum kann er nicht einfach Martin schreiben". Dies führt auch zum Auftauchen der beiden Heimkehrer, kurz bevor Laurie aus lauter Verzweiflung vorhat Charlie McCorry zu heiraten. Als sich die beiden Kontrahenten prügeln, sieht man im Hintergrund eine begeisterte Laurie, die sehr geschmeichelt zu sein scheint, weil sich zwei Männer wegen ihr raufen.  "Der schwarze Falke" ist ein Film mit unvergessenen Filmszenen, etwa die als der Suchtrupp durch ein breites Tal reitet. Auf den Höhezügen rechts und links erscheinen in Kolonne die Najeki-Komantschen, die nun ihren Verfolgern als tödliche Eskorte folgen und nur der schnelle Ritt zum Fluß kann die fatale Umzingelung auflösen. Am Ende des brillianten Westernepos scheint der Zuschauer zu wissen, dass Ethan die kleine Debbie als unrettbar verdorben durch den Kontakt mit den Indianern hält. In einer Schlüsselszene des Films sitzen Ethan und der Häuptling Auge um Auge im Wigwam. Es wird nicht nur deutlich, dass auch "Scar" geliebte Menschen durch den Kampf zwischen Rot und Weiß verloren hat, sondern er sogar eine Art Spiegelbild von Ethan darstellt. Auch wenn Ethan Edwards, dieser besiegte Soldat in Friedenszeiten, immer wieder Kriegsschauplätze aufmacht und als Rassist auftritt - Ford gelingt es dennoch die Sympathie für den gebrochenen Charakter beim Publikum aufrechtzuerhalten. Vermutlich deshalb weil die Verzweiflung bei ihm viel tiefer sitzt als bei allen andern Figuren. Am Ende des Films kristallisiert sich der Narr Mose Harper sogar als der erfolgreichste Sucher heraus, er gibt Ethan den entscheidenden Hinweis. Mit diesem Ende wird auch ein brutaler Überfall auf das Indianerdorf gezeigt. Eine Szene zeigt einen Indianervater, der ganz schnell sein kleines Kind in Sicherheit bringen will, als die reitende Kavallerie ohne Rücksicht auf Verluste das Dorf niedermetzelt.
Sowohl Ford als auch Wayne waren der Ansicht, dass "The Searchers" der beste Film sei, den sie zusammen gedreht hatten. Deutsche Filmregisseure wählten den Ausnahmewestern 1995 zum besten Film aller Zeiten. Bei den Filmkritikern von "Sight and Sound" rangiert der Film auf Platz 7 der besten Filme aller Zeiten. Auch das American Film Institute wählte ihn auf Platz 12 der einflussreichsten und besten US-Filme. In der Best of Liste von "Cahiers du Cinema" belegt Fords Western mit den vielen Bedeutungen, Inhalten und Sinnebenen ebenfalls einen Top 10 Rang. Bei seinem Erscheinen war er ein guter Publikumserfolg, konnte aber keine einzige Oscar-Nominierung erhalten Kurioserweise gabs dann aber einen Golden Globe - die bekam John Waynes Sohn Patrick, der an der Seite seines Vaters den Grünschnabel Lt. Greehill spielen durfte. Die komisch angelegte Rolle brachte ihm den Preis als Bester Nachwuchsdarsteller ein. RocknRoller Buddy Holly nahm Ethans Spruch "That´ll be day" für seinen Song auf und landete damit einen Riesenhit in den Charts des Jahres 1957

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Engel der Gejagten (Rancho Notorious)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Fritz Lang

Die verrufene Ranch...

Fritz Lang hat in den USA drei Western gedreht. Nach "Rache für Jesse James" und "Überfall der Ogalalla", die er in den frühen 40er Jahren drehte, dauerte es mehr als 10 Jahre bis zum dritten Genrebeitrag, der durch die Hauptrolle von Marlene Dietrich deutlich aus dem Rahmen der üblichen Wild-West Storys fiel. Zuerst sollte der Film - angelehnt an das populäre Roulette Spiel in den amerikanischen Saloons - "Chuck-a-Luck" heißen, doch Howard Hughes, der Chef der RKO, entschied sich am Ende für die verrufene Ranch: Rancho Notorious, in Deutschland erhielt der 1952 entstandene Western den Titel "Engel der Gejagten". Für die Diva und Weltstar Marlene Dietrich war es auch nicht der erste Western, denn bereits 1939 arbeitete sie in "Destry rides again" (Der große Bluff) in einem Westernsaloon als Hure. Und auch 13 Jahre später ist sie immer noch die Frau, die die Männer nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Eine Szene bleibt besonders in Erinnerung: Eine Art Pferderennen im Saloon ausgetragen, bei dem die Männer die Gäule sein müsen und die Frauen auf ihnen ins Ziel reiten müssen. Das Siegergespann bekommt einen Preis. Und Fritz Lang fand vor allem das Motiv interessant ein Pärchen zu zeigen, die sich gefunden haben und die in die Jahre gekommen sind. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Barsängerin (Marlene Dietrich) und der Revolverheld an ihrer Seite (Mel Ferrer) damit, dass sie Outlaws Schutz vor dem Zugriff durch die Gesetzeshüter auf ihrer Ranch bieten. Natürlich nur gegen gute Bezahlung. 10 % von der Beute kassiert die Chefin.
Doch bevor der Zuschauer die verrufene Ranch zu Gesicht bekommt, geschieht ein grausames Verbrechen in einer Kleinstadt. Zwei Banditen rauben einen Krämerladen aus und vergewaltigen und ermorden Beth Forbes (Gloria Henry), das Mädchen, das im Laden arbeitet und mit dem Cowboy Vern Haskell (Arthur Kennedy) verlobt ist. Die Täter flüchten, Verns Verlobungsgeschenk - eine wertvolle Brosche - haben sie als Trophäe mitgenommen.
Der Cowboy nimmt die Verfolgung auf und sinnt auf Rache. Unterwegs entdeckt er einen der beiden Männer, der vom anderen niedergeschossen wurde. Seine letzten Worte sind "Chuck-a-luck", was Vern schließlich auf die Spur des Glücksspiels und damit auch auf die Ranch der Prostituierten Cora Kean führt. Er freundet sich voher mit Frenchy Fairmonts (Mel Ferrer) an, der im Knast sitzt, weil er für seine Cora ein Parfüm klauen wollte. Ausserdem lässt er sich in der gleichen Zelle einsperren und durch Zufall können die beiden Männer schnell entkommen. Der Weg führt natürlich auf die Ranch und zu Cora, die bald auch eine gewisse Sympathie für den jungen Vern empfindet...

"Engel der Gejagten" wurde im satten Technicolor gedreht, es ist aber auch ein Studiofilm der alten Garde und oftmals sind die Wildwestaufnahmen als Studiokulissen erkennbar. 
Marlene Dietrichs Rollentypus als starke Frau des Westens mit einer tragischen Vergangenheit hat ein paar Jahre später Nicholas Ray in seinem Klassiker "Johnny Guitar" mit der Figur von Joan Crawfords "Vienna" perfektioniert. Und er lässt dabei auch seine Heldin am Leben - dieses Glück hat Marlene bei Fritz Lang leider nicht. Denn sie wird tödlich verletzt, als sie sich schützend vor ihren alten Lover Frenchy stellt. Die Bande, die sich am Ende gegen ihre Wohltäter stellen, die ihnen Unterschlupf gaben, erinnert ein bisschen an die Mabuse Bande aus Fritz Langs Stummfilmen. Noch vor "Zwölf Uhr Mittags" gedreht, der einen Song "Do  not forsake me, oh my darling" als Leitmotiv anbot, nimmt das Lied "The Legend of Chuck-a-Luck" einen hohen Stellenwert in der Dramatugie des Films ein. Sänger des Songs war William Lee. Auch Marlene Dietrich durfte singen - "Gipysy" Davey" und "Get away, young man". Obwohl seine Stummfilme und seine Noirs bei den Cineasten viel höher geschätzt werden, schaffte es Lang alle drei Ausflüge in den Wilden Westen zu Klassikern zu machen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Mittwoch, 5. Januar 2022

Billy the Kid - Einer muss dran glauben (The left handed gun)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Arthur Penn

Der junge Revolverheld...

Arthur Penns später realisierte Western "Little Big Man" (1970) und "Duell am Missouri" (1976) sind vielleicht aufgrund ihres Kassenerfolgs bekannter als sein dritter Western, der gleichzeitig auch sein Filmdebüt war: "Einer muß dran glauben" aus dem Jahr 1958 (Originaltitel: The Left handed gun) bemühte sich eine ungeschminkte Biographie des Revolverhelden Billy the Kid (1859 bis 1881) zu zeigen. Dabei schimmert auch ganz unterbewusst der Eindruck durch, dass der Legendäre Revolverheld auch homosexuelles Interesse und neurotische Züge hatte. Gespielt wird dieser Willam H. Bonney von dem damals gerade mal 33 jährigen Paul Newman, der sich kurz vorher mit dem Welterfolg "Die Katze auf dem heißen Blechdach" als kommender Kinostar beweisen konnte. Wo der junge Reiter herkommt, weiß keiner so reicht. Aber auf seinem Ritt durch die Prärie von New Mexico wird er von einer Gruppe Cowboys, die für den reichen Farmen Tunstall (Colin Keith Johnson) arbeiten. Besonders den beiden Youngstern Charlie Boudrie (James Congdon) und Tom Foliard (James Best) imponiert der neue Mann, der gut mit der Waffe umgehen kann. Auch Rancher Tunstall versucht sich um Billy zu kümmern und gibt ihm einen Job als Cowboy. Er wird sogar sowas wie ein väterlicher Freund und schenkt dem jungen Mann, der nicht lesen kann, eine Bibel. Dann wird Tunstall im Auftrag von drei Konkurrenten mit der Hilfe des Sheriffs hinterrücks ermordet. Billy schwört Rache und tatsächlich erledigt er gemeinsam mit Charlie und Tom zwei der Mörder. Bei dieser Schießerei trifft er auch erstmalig auf Pat Garrett (John Dehner), mit dem er sich ebenfalls ein bisschen anfreudet. Die drei flüchten ins mexikanische Madero. Dort trifft er auf die verheiratete Celsa (Lita Milan), die Frau eines Büchsenmachers, zu der er sich hingezogen fühlt. Er verspricht Garrett Frieden zu halten. Als eine Amnestie erlassen wird, kann Billy mit seinem Freunden nach Lincoln County zurückkehren. Charlie erschießt wenig später den dritten Mörder und wieder ist Flucht angesagt. In Manero feiert Garrett gerade Hochzeit, auch der Sheriff (der vierte Mörder) ist in der Stadt. Garrett ringt Billy das Versprechen ab die Hochzeit nicht durch ein Blutbad zu zerstören. Doch Billys selbstbeherrschung ist nicht gerade die beste. Es kommt wie es kommen muss: Der vierte Mörder ist zwar tot, aber nun haben Billy und seine Freunde einen Todfeind, der unerbittlich Jagd auf sie macht...


Penn inszeniert seinen Western bewusst etwas progressiver und mengt ein bisschen Psychologie in das klassische Genre. Paul Newman üherzeugt als junger Mann, dessen Aggressionen durch den Tod von Tunstall explodieren und somit wird sein weiterer weg von Rache getrieben sein. Dabei stand ihm nur ein geringes Budget zur Verfügung. Von den vielen Billy the Kid Filmen ist Arthur Penns Arbeit neben "Pat Garrett jagt Billy the Kid" von Sam Peckinpah und "Dreckiger kleiner Billy" von Stan Dragoti sicherlich die Überzeugendste.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Die glorreichen Sieben (The Magnificant Seven)


Regie: John Sturges

Ein Dorf gegen Calvera....

Seine größten Filmerfolge feierte Regisseur John Sturges mit den beiden 60er Jahre Kinohits "Die glorreichen Sieben" und "Gesprenge Ketten" - beide Filme realisierte er für die Mirisch Company für die United Artists. "Die glorreichen Sieben" war damit auch sein Höhepunkt als Westernregisseur, obwohl weitere Highlights des Genres in seiner Filmographie vertreten sind. Besonders erwähenswert sind "Verrat im Fort Bravo" (1954), der Post-Western "Stadt in Angst" (1955), "Das Geheimnis der fünf Gräber" (1956), "Zwei rechnen ab" (1957), "Der Schatz der Gehenkten" (1957) und "Der letzte Zug von Gun Hill" (1958). "Die glorreichen Sieben" ist eine Western-Adaption von Akira Kurosawas Meisterwerk "Die sieben Samurai" und beide Filme schildern die Einsamkeit ihrer Anti-Helden, auch wenn sie im Kampf gemeinsam - also zu siebt - gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner antreten müssen. Der einzige Lohn, den sie erhalten, ist die Bewunderung der einfachen Menschen, ansonsten bleibt den Helden nichts als das Überleben ohne Heimat. Für die Kameraarbeit war der versierte Charles Lang jr. zuständig, ein Meister seines Fachs. Insgesamt wurde er in seiner langjährigen Laufbahn 18 mal für den Oscar nominiert. Erhalten hat er ihn aber nur einmal und zwar 1934 für "In einem anderen Land".
Die Handlung spielt sich in ddem kleinen mexikanischen Dorf Ixcatlan statt. Jedes Jahr - um die Erntezeit - wird das Dorf von dem Banditen Calvera (Eli Wallach) und seiner 30köpfigen Bande überfallen. Er lässt den armen Bauern gerade mal soviel übrig, dass sie nicht verhungern müssen - alles andere kassiert der Bandenführer ein. Er sieht sich als Wolf, der die schwachen Schafe beherrscht. Doch die Männer des Dorfes haben genug. Ihr Dorfältester (Vladimir Solokoff) gibt ihnen den Rat endlich zu kämpfen. Doch wie soll das gehen ohne Waffen ? Drei der Bauern machen sich auf den Weg in die Stadt um Waffen zu kaufen. Dort kriegen sie mit wie die beiden Revolvermänner Chris (Yul Brynner) und Vin (Steve McQueen) sich mutig und erfolgreich durchsetzen können. Das gefällt den Bauern und macht mächtig Eindruck. So entsteht die Idee, statt Waffen einfach Revolverhelden zu bezahlen, die sich gegen Calvero stellen. Für einen Hungerlohn von 20 Dollar pro Kopf willigt Chris ein, er hat nichts anderes zu tun, die Bauern tun ihm leid und irgendwie wäre er auch gerne ein seßhafter Farmer. So denkt auch Vin und beide rekrutieren den jungen Heißsporn Chico (Horst Buchholz), den coolen Messerwerfer Britt (James Coburn), den einsamen Söldner Bernardo (Charles Bronson), den goldgierigen Harry Luck (Bred Dexter) und den zynischen Auftragskiller Lee (Robert Vaughn). Sie lernen die Bauern an im Kämpfen und Schließen. Und bald kommt es auch schon zum erbitterten Kampf...

Yul Brynner macht als Führer der Revolverhelden eine edle Figur, die beiden Sympathieträger sind Steve McQueen, der alles mit einem Witz kommentiert und Horst Buchholz, der die Rolle des Toshiro Mifune hat..allerdings abgewandelt. Denn er ist vor allem ein jugendlicher und naiver Hitzkopf, der sich auch noch in ein Mädchen (Rosenda Monteros) verlieben darf. Auch Charles Bronson hat einen rührenden Part...drei kleine Mexikanerjungen verehren ihn von den glorreichen Sieben am meisten und weichen ihm nicht mehr von der Seite. Auch Eli Wallachs Part als Bandit ist gut gelungen, denn er ist irgendwie auch ein Komplize der Gunfighter und macht ihnen irgendwann im Laufe der Geschichte ein ganz verlockendes Angebot. Wohl deshalb, weil er weiß, dass auch sie zu den Wölfen unter den Menschen gehören. Er wird auch am Ende der Geschichte nicht begreifen, warum gerade diese stolzen Revolverhelden sich für die Sache der Bauern so stark gemacht haben. Denn Gewinner sind die Bauern...dies ist genauso wie im japanischen Original die Quintessenz am Schluß des Films. Die Starriege war so gut, dass in "Gesprengte Ketten" auch auf McQueen, Coburn und Bronson gesetzt wurde. Toll auch, dass Sturges sich zwar am großen Original orientiert hat, aber dennoch einen ganz eigenständigen Film schaffen konnte. Gemeinsam mit Richard brooks "Die gefürchteten Vier" ist Sturges Filmhit bereits ein Vorbote für die kommenden Italo-Western, die die Strukturen der Klassiker mächtig durcheinander wirbeln.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.