Regie: Fritz Lang
Die verrufene Ranch...
Fritz Lang hat in den USA drei Western gedreht. Nach "Rache für Jesse
James" und "Überfall der Ogalalla", die er in den frühen 40er Jahren
drehte, dauerte es mehr als 10 Jahre bis zum dritten Genrebeitrag, der
durch die Hauptrolle von Marlene Dietrich deutlich aus dem Rahmen der
üblichen Wild-West Storys fiel. Zuerst sollte der Film - angelehnt an
das populäre Roulette Spiel in den amerikanischen Saloons -
"Chuck-a-Luck" heißen, doch Howard Hughes, der Chef der RKO, entschied
sich am Ende für die verrufene Ranch: Rancho Notorious, in Deutschland
erhielt der 1952 entstandene Western den Titel "Engel der Gejagten". Für
die Diva und Weltstar Marlene Dietrich war es auch nicht der erste
Western, denn bereits 1939 arbeitete sie in "Destry rides again" (Der
große Bluff) in einem Westernsaloon als Hure. Und auch 13 Jahre später
ist sie immer noch die Frau, die die Männer nach ihrer Pfeife tanzen
lässt. Eine Szene bleibt besonders in Erinnerung: Eine Art Pferderennen
im Saloon ausgetragen, bei dem die Männer die Gäule sein müsen und die
Frauen auf ihnen ins Ziel reiten müssen. Das Siegergespann bekommt einen
Preis. Und Fritz Lang fand vor allem das Motiv interessant ein Pärchen
zu zeigen, die sich gefunden haben und die in die Jahre gekommen sind.
Ihren Lebensunterhalt verdienen die Barsängerin (Marlene Dietrich) und
der Revolverheld an ihrer Seite (Mel Ferrer) damit, dass sie Outlaws
Schutz vor dem Zugriff durch die Gesetzeshüter auf ihrer Ranch bieten.
Natürlich nur gegen gute Bezahlung. 10 % von der Beute kassiert die
Chefin.
Doch bevor der Zuschauer die verrufene Ranch zu Gesicht bekommt,
geschieht ein grausames Verbrechen in einer Kleinstadt. Zwei Banditen
rauben einen Krämerladen aus und vergewaltigen und ermorden Beth Forbes
(Gloria Henry), das Mädchen, das im Laden arbeitet und mit dem Cowboy
Vern Haskell (Arthur Kennedy) verlobt ist. Die Täter flüchten, Verns
Verlobungsgeschenk - eine wertvolle Brosche - haben sie als Trophäe
mitgenommen.
Der Cowboy nimmt die Verfolgung auf und sinnt auf Rache. Unterwegs
entdeckt er einen der beiden Männer, der vom anderen niedergeschossen
wurde. Seine letzten Worte sind "Chuck-a-luck", was Vern schließlich auf
die Spur des Glücksspiels und damit auch auf die Ranch der
Prostituierten Cora Kean führt. Er freundet sich voher mit Frenchy
Fairmonts (Mel Ferrer) an, der im Knast sitzt, weil er für seine Cora
ein Parfüm klauen wollte. Ausserdem lässt er sich in der gleichen Zelle
einsperren und durch Zufall können die beiden Männer schnell entkommen.
Der Weg führt natürlich auf die Ranch und zu Cora, die bald auch eine
gewisse Sympathie für den jungen Vern empfindet...
"Engel der Gejagten" wurde im satten Technicolor gedreht, es ist aber
auch ein Studiofilm der alten Garde und oftmals sind die
Wildwestaufnahmen als Studiokulissen erkennbar.
Marlene Dietrichs Rollentypus als starke Frau des Westens mit einer
tragischen Vergangenheit hat ein paar Jahre später Nicholas Ray in
seinem Klassiker "Johnny Guitar" mit der Figur von Joan Crawfords
"Vienna" perfektioniert. Und er lässt dabei auch seine Heldin am Leben -
dieses Glück hat Marlene bei Fritz Lang leider nicht. Denn sie wird
tödlich verletzt, als sie sich schützend vor ihren alten Lover Frenchy
stellt. Die Bande, die sich am Ende gegen ihre Wohltäter stellen, die
ihnen Unterschlupf gaben, erinnert ein bisschen an die Mabuse Bande aus
Fritz Langs Stummfilmen. Noch vor "Zwölf Uhr Mittags" gedreht, der einen
Song "Do not forsake me, oh my darling" als Leitmotiv anbot, nimmt das
Lied "The Legend of Chuck-a-Luck" einen hohen Stellenwert in der
Dramatugie des Films ein. Sänger des Songs war William Lee. Auch Marlene
Dietrich durfte singen - "Gipysy" Davey" und "Get away, young man".
Obwohl seine Stummfilme und seine Noirs bei den Cineasten viel höher
geschätzt werden, schaffte es Lang alle drei Ausflüge in den Wilden
Westen zu Klassikern zu machen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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