Regie: Martin Ritt
Russells Reise in die Zivilisation
1880 im Indianerreservat San Carlos, Arizona: John Russell (Paul Newman)
lebt hier und jagt mit anderen Stammesmitgliedern der Apachen Pferde.
Mit der Zähmung der Mustangs verdienen sie ein bisschen Geld, sie
verkaufen sie an die Postkutschengesellschaften. Das Leben im Reservat
ist ansonsten ärmlich. Trotzdem hat sich John Russell entschieden wieder
bei den Indianern zu leben. Als Junge wurde er von den Apachen
gefangengenommen, lernte ihre Lebensart und ihre Verhaltensweisen kennen
und schätzen. Ein Wanderer zwischen den Kulturen, denn er kam wieder
zurück zum weissen Mann, wurde von einem Mr. Russell adoptiert.
Der Posthalter Mendez (Martin Balsam) teilt ihm bei einem Treffen mit,
dass er keine Pferde von den Indianern mehr braucht. "Fortschritt"
heisst die Devise, die Postkutschen müssen alle langsam weichen, weil
die Eisenbahn auch in die entlegensten Gebiete vordringt.
John erbt aber ein Gasthaus des verstorbenen Adoptivvaters und damit
setzt er die Wirtin dieses Hauses Jessie Bendow (Daine Cilento), die
gerade von ihrem Liebhaber (Cameron Mitchell)den Laufpass bekam,
sozusagen auf die Straße.
Ein "ausserreguläre" Postkutschenfahrt wird von dem vermögenden Dr.
Favor (Frederic March), Indianeragent von San Carlos und seiner
wesentlich jüngeren Frau (Barbara Rush) bestellt.
Jessie steigt dazu. John, der sich inzwischen die Haare geschnitten hat und wieder wie ein Weisser aussieht, ebenfalls.
Dazu die Jungvermählten Billy (Peter Lazer) und Doris (Margaret Blye).
Die letzte Fahrkarte erzwingt sich der dubiose wie brutale Grimes
(Richard Boone), indem er einen Reisenden einschüchtert.
Dann beginnt eine FAhrt voller Hindernisse....
Martin Ritt (Der Strohmann, Der Spion, der aus der Kälte kam) drehte
"Hombre" im Jahr 1967 und in diese Zeit fällt auch der lange Jahre
anhaltende Ablösungsprozess vom klassischen Western in den reifen
Spätwestern.
Der zynische Italowestern setzte Trends und so musste auch der
überlebensgrosse Westernhero der US-Filme langsam einem differenzierten
Hauptfigur weichen.
Man wird schnell an "Ringo" erinnert, diesen legendären
Postkutschenwestern von John Ford, in dem eine Gruppe von Weissen in der
Postkutsche von wilden Indianern bedrängt wird.
Im "Hombre" sitzt der Indianer zuerst in der kutsche, wird aber von
einigen rassistischen Fahrgästen rausgemobbt. Und die Übeltäter sind
diesmal nicht die auflauernden Indianer, sondern eine Gruppe von
Gangstern, darunter ein Mexikaner (Frank Silvera).
"Hombre" zeigt auch das damalige Bemühen endlich das Indianerbild
gerechter darzustellen wie viele andere Filme, die in dieser Zeit des
gesellschaftlichen Umbruchs entstanden sind.
"Hombre" heisst übersetzt Mensch oder Mann, diesen Rufnamen erhält der
den anderen überlegene John Russell von diesem mexikanischen Bandit, der
dem Gegner dahingehend Respekt zollt, weil er nicht mit dessen
Überlegenheit gerechnet hat.
Natürlich sind auch die Bilder von Kameramann John Wong Howe (Verfolgt, Auch Henker sterben, Hud, Tätowierte Rose) erstklassig.
Das sieht man gleich in der Anfangssequenz, als die Indianer lautlos die
klugen Wildpferde einfangen wollen und hält sich bis zuletzt.
Für mich einer der besten US-Western der 60er Jahre. Leider ist er etwas in Vergessenheit geraten.
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