Montag, 13. Dezember 2021

Sacramento (Ride the High Country)


Regie: Sam Peckinpah

Der wilde Westen stirbt...

Peckinpahs zweiter Western "Sacramento" (im Origina: Ride the High Country) ist ein wunderbar melancholischer Abgesang auf die grosse Zeit des Wilden Westen. Die Ära liegt in den letzten Zügen und Sam Peckinpah hat es verstanden, das Ende dieser Zeit perfekt und wehmütig einzufangen.
Joel McCrae und Randolph Scott, Westernheroes der 40s, liefern beide die beste Leistung einer langen Karriere ab.
Beide Darsteller, die im Laufe ihrer langen Karriere viele schöne B-Western machten, hätten für diese Leistung den Oscar verdient gehabt. Darüberhinaus kommt die Spannung nie zu kurz - der Film ist vielschichtig, hat eine wunderbare Story und vor allem glaubwürdige Figuren. Ich stelle ihn auf eine Stufe mit den besten des Genres wie "Spiel mir das Lied vom Tod", "Red River" oder "Der schwarze Falke". Was soviel heißt, dass "Ride the High Country" für mich einer der besten Western aller Zeiten ist. Gemeinsam mit John Fords Spätwerk "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" markiert er auch den schleichenden Übergang des klassischen Westerns zum Spätwestern und auch eine Wachablösung der alten Western-Regielegenden wie Hawks, Hathaway und Ford durch eine jüngere Generation. Peckinpah wird vom englischen Filmkritiker Jim Kitses sogar als "Bastardsohn von John Ford" bezeichnet. Der Film beschreibt eine neue Zeit des Westens. Wir schreiben inzwischen das Jahr 1905 und werden auf den Straßen von Sacramento Zeuge eines Volksfestes. In der betriebsamen Stadt fahren pferdelose Wagen umher, man muss Angst haben nicht von ihnen überfahren zu werden. Es finden Rennen zwischen Pferden und Kamelen statt und die richtigen Westerner sieht man in den Schießbuden des Jahrmarkts. Dort arbeitet Gil Westrum (Randolph Scott) mit einer Buffalo Bill Perücke, er hat auch schon bessere Tage gesehen. Der in die Jahre gekommene Ex-Marshal Steve Judd (Joel McCrea) wird von der Bank in Sacramento beauftragt, einen Goldtransport aus dem Goldgräberlager Coarse Mine,  hoch in den Bergen gelegen,  bis hinunter in die Stadt durchzuführen. Steve und Gil haben sich lange nicht gesehen, aber sie waren früher Freunde. Und Steve engagiert seinen früheren Freund, da er für dieses gefährlichen Transport einen Freund braucht, auf den er sich verlassen kann. Er will das Gold im Wert von 20.000 Dollar sicher zur Bank bringen. Westrum sagt zu und bringt noch den jungen Cowboy Heck Longtree (Ron Starr) mit als dritten Mann im Bunde mit. Was Steve Judd nicht weiß, ist, dass Westrum und Heck planen, das Gold zu stehlen. Auf dem Weg in die Berge treffen sie auf die junge Elsa Knudsen (Marietta Hartley), die ihrem streng religiösen Vater Josuah (R.G. Armstrong) auf dessen Farm leben. Elsa fühlt sich in der religiösen Lebensart des dominanten Vaters eingeengt. Sie wollte schon oft entfliehen, um den Goldgräber Billy Hammond (James Drury) zu heiraten, der schon mehrmals um ihre Hand angehalten hat. Elsa schließt sich der Gruppe von Steve Judd an. In der rauen Goldgräberstadt angekommen, muss die junge Frau jedoch feststellen, dass Billy und seine Brüder (Warren Oates, L.Q. Jones, John Anderson, John Davis Chandler), mit denen da oben Gold schürft und in einer Männergemeinschaft zusammenlebt, echte Galgenvögel sind. Noch dazu agieren sie gewalttätig und sind alle spitz auf Elsa. Als Billy Elsa in deren Hochzeitsnacht, die im Hinterzimmer von Kates Bordell stattfindet, auch noch vergewaltigen will, flieht sie zu Heck, für den sie auch etwas empfindet und bittet ihn und die beiden alten Westerner um deren Schutz. Zusammen mit der Goldlieferung und einer frisch vermählten Braut brechen sie auf den Rückweg nach Sacramento auf. Doch auf dem Weg zum Ziel lauern tödliche Gefahren...


Die Geschichte ist denkbar einfach, doch so perfekt eingefangen mit dem ganzen Schmerz der Einsamkeit und einer Erlösung am Ende. Lucien Ballard einer der besten Kameramänner im Westerngenre präsentiert seine erhaben schönen Bilder vom weiten Land und der Zuschauer ist von manch einer Einstellung der herbstlich gefärbten Laubwälder, den glasklaren Seen und der imposanten Berglandschaften einfach überwältigt. Auch die Geschichte funktioniert prächtig. Wie sehr sich doch die Produzenten irrten. Direktor Joseph R. Vogel erkärte nach der ersten Vorführung, dies sei der schlechteste Film, den er je gesehen hat. Er wurde dann zum Glück von den Kritikern in Cannes Lügen gestraft, die den Spätwestern euphorisch feierten. In Europa war Bedarf für diese alten Westernhelden - Männer, die in ihrer Jugend den Westen aufbauten und prägten und sich nun im Alter nicht an diese neue Zivilisation der neuen Generation anpassen können oder wollen. "Sacramento" wurde am Namoth Lake in den High Sierras gedreht. Schlechtes Wetter machte es erforderlich, dass man den Dreh zum Bronson Canon in der Nähe von Los Angeles verlagerte. Peckinpah sorgte dafür, dass der gealterte Western durch den gealterten Westernhelden wieder jung wurde. Das Genre begann sich mit seiner eigenen Legende zu beschäftigen und dies dauert heute noch an.

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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